Sven Hannawald: Ein Himmelsstürmer in der Hölle

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Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich hat es gemacht, Schwimm-Weltmeister Mark Warnecke oder Radprofi Klaus-Peter Thaler: Ehemalige Sportstars als Starter bei Autorennen, das ist nichts Neues. Am Sonntag sitzt Ex-Skisprung-Idol Sven Hannawald beim 1000km-Rennen in einem GT-Fahrzeug.

Bekannt war er vorher schon, zur Geschichtsperson wurde erst im österreichischen Bischofshofen an jenem 6. Januar des Jahres 2002: Als einzigem Skispringer der Welt gewann Sven Hannawald das, woran viele klangvolle Namen immer wieder gescheitert waren: Er gewann alle vier Springen der internationalen Vierschanzen-Tournee, der Formel 1 der Könige der Lüfte.

Doch es schien, als solle dem Himmelsstürmer der frisch gewonnene Lorbeer nicht zu weiterem Ruhm und Ansehen verhelfen, sondern Ballast für ihn werden. Die Karriere des schmalen jungen Mannes, dem die Herzen der weiblichen Teenager nur so zuflogen, bekam einen Knick. Magersucht wurde ihm nachgesagt. Ein Burn-out-Syndrom führte 2005 zum Karriere-Ende. Danach war Hanni, der gemeinsam mit Martin Schmitt stellvertretend für die erfolgreichste Generation der deutschen Weitenjäger stand, von der Bildfläche verschwunden.

Der Skispringer Sven Hannawald, der Olympiasieger und Weltmeister war, kehrte nie mehr zurück. Dafür aber – auch an diesem Wochenende – der Motorsportler Sven Hannawald. Beim 1000km-Rennen auf dem Nürburgring, der Grünen Hölle. Sein Arbeitsgerät wird ein Porsche 997 GT3 sein. Auseinander setzen wird er sich auf der Strecke mit ehemaligen DTM-Piloten wie Christian Abt oder Frank Schmickler, oder auch früheren Formel-1-Fahrern wie Sakon Yamamoto, Jan Lammers und Michael Bleekemolen.

Neun verschiedene Hersteller glänzen beim ADAC GT Masters, in dessen Rahmen der gebürtige Thüringer antritt, mit spektakulären Fahrzeugen. 34 Jahre alt ist der ehemalige Überflieger inzwischen, heute sagt er: Es ist schwierig, aufzuhören und zu merken, dass man keine Aufgabe mehr hat. Der Motorsport hat mir da eine neue Bestätigung gegeben. Der einstige Adler ist kein Neuling mehr hinter dem Volant eines PS-starken Rennwagens. Nach fast einjähriger Pause steigt er am Wochenende wieder in ein Auto, gemeinsam mit der US-Rennamazone Cyndie Allemann, die jede Menge Indianapolis-Erfahrung mitbringt.

Ich freue mich riesig, nach der langen Zwangspause zum ersten Mal wieder im Auto zu sitzen. Natürlich kann ich nicht mit zu hohen Erwartungen antreten, weil es der erste Motorsporteinsatz des Jahres ist. Trotzdem werde ich mich natürlich mächtig ins Zeug legen, sagte Hannawald unserer Zeitung. Es ist einfach nur Weltklasse, mit Cyndie gemeinsam anzutreten. Sie ist nicht nur eine tolle Teamkollegin, sondern auch eine ganz schnelle Rennlady.

Text und Foto: Jürgen C. Braun

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