Test-Tour: Honda CBR 1000 RR Fireblade Combined ABS

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Es ist ein hauchdünnes Rennen, das die Japaner seit Jahren in der Supersportklasse ausfechten. Und je nach Entwicklungsstufe hat mal der eine, mal der andere Hersteller die Nase vorn. In diesem Jahr haben Suzuki und Yamaha ihre Leistungsträger rundum erneuert präsentiert, Honda und Kawasaki hatten vergangenes Jahr vorgelegt. Der Grund ist klar: Die Fangemeinde achtet penibel auf kleinste Technik- und Performancevorteile, um sich mit der entsprechenden Aura zu umgeben: Auch wenn auf Landstraßen die Unterschiede mittlerweile kaum mehr zu erfahren sind.

Nun prescht Honda erneut vor und stellt ein Sicherheitsfeature vor, das einmalig ist in der Sportlerwelt: ein Sport-ABS (Combined-ABS genannt). Um es kurz zusammenzufassen: Es arbeitet praktisch unfühlbar. Der grundsätzliche Unterschied zu allen bisherigen Antiblockiersystemen ist, dass der Fahrer die Bremse mit Hand- oder Fußhebel nicht direkt betätigt, sondern nur den Druck vorgibt. Nicht er, sondern die zwei elektrischen Pumpen bremsen dann wohldosiert Vorder- und Hinterrad ab. Der Clou: Der Regelvorgang führt nicht zum Pulsieren des Bremshebels.

Die Frage stellt sich natürlich: Lohnt sich der Aufwand, der den Käufer in Form von zehn Kilogramm Mehrgewicht und 1.000 Euro Aufpreis belastet? Die Probe aufs Exempel fand auf Landstraßen statt – und ganz ehrlich – im normalen Verkehr bewegt man sich (meist) nicht so schnell, als dass das ABS eingreifen müsste. Keine grenzwertige Situation ließ den Adrenalinspiegel des Fahrers ansteigen, das Regelsystem wurde daher nicht geprüft. Doch brenzlige Situation dürften im Laufe eines Motorradlebens – zumal eines Sportlers – kommen, und dann dürfte das ABS überaus hilfreiche Dienste leisten.

Das Mehrgewicht von zehn Kilogramm löst sich hingegen bei knapp 180 PS flugs ins Nichts auf; auch in den Kurven agierte die Fireblade so wendig und spurstabil wie seit jeher. Das Fahrwerk bügelt jede Unebenheit souverän weg und bedient so gar nicht das Klischee des knallharten Sportlers. Die Gasannahme vollzieht sich stets kontrollierbar, nach Kurven regelt eine elektronische Schlupfregelung den Grip zur Straße, damit das Hinterrad in der Spur bleibt – auch hiervon bekommt man wenig zu spüren.

Trotz ihrer Rennstreckentauglichkeit ist die Fireblade ein Motorrad, das auch friedlich in langsamem Verkehr bewegt werden kann, etwa wenn es durch Ortschaften geht. Die Sitzposition ist nämlich vergleichsweise aufrecht – wiewohl es immer noch eine Frage der Zeit ist, wann die Handgelenke sich melden. Ein Tourer oder Allrounder ist sie freilich nicht. Soll sie ja auch gar nicht. Die Fireblade mit Combined-ABS verbindet reinrassigen Sportsgeist mit Alltagstauglichkeit und Sicherheit. Und damit nimmt sie derzeit eine Alleinstellung ein.

Datenbox

Honda CBR 1000 RR Fireblade
Motor: Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor
Hubraum: 1.000 cm3
Leistung: 178 kW/PS
Drehmoment: 112 Nm/8.500 U-min
Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h
Radstand: 1.410 mm
Sitzhöhe: 830 mm
Gewicht vollgetankt: 209 kg
Verbrauch: 6,5 l/100 km
Preis: 13.990 Euro (ohne ABS)

Text: Hans-Joachim Mag

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