Test-Tour: Mazda MX-5 RC

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Den Puristen steht die schiere Gänsehaut auf den Gliedmaßen, doch der geneigte König Kunde freut sich über die Auswahl: Stoffdach oder Klappdach, eine Frage, die beim Mazda MX-5, der in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert, lange nie zur Diskussion stand. Doch das Kultcabrio steht seit geraumer Zeit in beiderseitiger Ausführung zur Verfügung. Wir fuhren den japanischen Festdach-Roadster mit einem zwei Liter großen 160-PS-Benzinmotor.

Es hat eben alles seine zwei Seiten, seine Vorzüge und seine Nachteile. Das ist beim Mazda MX-5, der vor 20 Jahren mit (erfreulicher) Urgewalt in die seinerzeit ziemlich langweilige Open-Air-Szene des Automarktes fuhr, nicht anders. Auf einen Nenner aber werden die Befürworter des Stoffdach-Zweisitzers und des Festdach-Roadster kaum kommen. Letzterer wiegt trotz einiger notwendiger Verstärkungen an der Karosserie insgesamt nur 37 Kilogramm mehr als das Textil-Modell.

Auffallende optische Unterschiede lassen sich auf den ersten Blick kaum ausmachen. Beide Blechkleider sind bis zur Taille gleich geschnitten, die Unterschiede deuten sich an der Rückfront an. Dazu gehören beim Roadster Coupé stärker ausgeformte hintere Radkästen, die dem flachen Kurvenräuber einen Auftritt mit sagenhaften Proportionen verleihen. Bezüglich Innenraum oder sonstiger Ausstattungsdetails sind beide Fahrzeuge gleich.

Der Vierzylinder-Front-Mittelmotor unseres Testwagens ist dem sportlichen Flitzer auf den Leib geschnitten und suggeriert fast schon die Grenze der angesagten Leistungsdichte für ein solches Fahrzeug. Das Triebwerk schöpft aus zwei Liter Hubraum 160 PS bei fast 7.000 Umdrehungen und erreicht sein maximales Drehmoment von 188 Newtonmeter bei 5.000 Umdrehungen pro Minute. Auf gut deutsch heißt das, dass der MX-5 RC ein Lustauto ist, das zielstrebig und ohne übertriebene Tendenzen zum Ausbüchsen in ein Kurvengeschlängel zieht. Die Schaltwege des manuellen Sechsgang-Getriebes sind kurz und knackig, kein bisschen hakelig.

Das 160-PS-Aggregat braucht jedoch jede Menge Drehzahlen. Der richtige Leistungsschub kommt erst ab ca. 3.500 Drehzahlen und mit ihm ein satter Sound. Dank seines niedrigen Schwerpunktes garantiert der MX-5 in Verbindung mit dem Heckantrieb Fahrfreude pur. Die sich noch ein wenig steigern lässt, wenn man ohne ESP genüsslich um die Ecken driftet. Aber auch hier gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Das Gestühl des MX-5 ist nicht wirklich langstrecken-freundlich, dafür wurde das Fahrzeug aber auch nicht konzipiert. Hinter den beiden Sitzen gibt es noch einen kleinen absperrbaren Raum für Wertsachen inklusive der Zugvorrichtung für den Tankdeckel, ansonsten ein ebenfalls verschließbares Handschuhfach. Der Öffnungs- und Schließmechanismus des Klappdaches dauert nach dem Umlegen eines Schalters am Holm oberhalb der Windschutzscheibe nur wenige Sekunden. Unter der zusammengefalteten blechernen Abendrobe ist mit etwas gutem Willen noch Platz vorhanden, um die Utensilien zweier Mitreisenden für einen Wochenendtrip aufzunehmen.

Ein leichtes optisches Facelift hat dem MX-5 gut getan, da die Designer mit zartem Pinselstrich gezeichnet haben. Schließlich geht man nicht mit dem dicken Quast an eine solche Fahrzeug-Ikone, um auch die Vorbesitzer nicht zu erschrecken. Doch die optischen Maßnahmen dienen nicht nur einem neuen Teint, sie machen sich auch aerodynamisch bemerkbar. Dazu gehören breitere Luftabweiser an den Vorderrädern, neu gestaltete Außenspiegel oder ein modifizierter Kühlergrill. Alles in allem kommt so noch ein Schuss Windschnittigkeit hinzu.

Die Preisliste des Mazda MX-5 mit dem 2.0-Liter-Benziner mit 160 PS beginnt bei 25.000 Euro. Von denen jeder einzelne eine Menge Fahrspaß garantiert.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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