Test-Tour: Kawasaki ER-6n

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In keiner anderen Klasse als der 600er gibt es mehr Motorrad fürs Geld. Schon für unter 7.000 Euro gibt es unverkleidete und kraftvolle Zweiräder, die die nötige Performance mitbringen, um jede Menge (Kurven-)Spaß zu garantieren. Auch Kawasaki ist in dieser Liga vertreten: Mit der verkleideten ER-6f und der nackten ER-6n.

Letztere war in den vergangenen Jahren schon einer der Bestseller der Marke mit 22.000 verkauften Einheiten weltweit; für die Saison 2009 wurde sie noch einmal aufpoliert. Neben optischen Retuschen an Lampen und Tank sowie ausladenderen Kühlerabdeckungen fällt das abgekantete, sich verjüngende Rahmenprofil unmittelbar hinter dem Tank auf. Es ermöglicht eine etwa einen Zentimeter schmalere Sitzfläche, weshalb die Füße des Fahrers den Boden noch leichter erreichen können. Ebenfalls Erwähnung verdienen in diesem Zusammenhang zierlichere hintere Blinker, ein profilierter statt eines rundlich glatten Kotflügels vorn und ein ansehnlicherer Ketteneinstellmechanismus.

Kaum Hand legten die Ingenieure beim Antrieb an. Der nach wie vor 72 PS starke Reihenzweizylinder glänzt wie gehabt mit seiner Leistungscharakteristik. Trotzdem nahm man sich bei Kawasaki das Mapping der Kraftstoffeinspritzung vor, um unter 4.000 Umdrehungen ein noch gleichmäßigeres Ansprechverhalten zu erzielen. Und das hat sich gelohnt: Der Motor steckt niedertourige Fahrweise klaglos weg, zieht kraftvoll durch und demonstriert bis hinauf zu 11.000 Umdrehungen Drehfreude und Spritzigkeit. Dabei entwickelt er im Verbund mit dem kurzen Auspuff einen schönen knurrigen Sound. Ein Allroundtalent, dessen leichtgängiges, kurz und knackig zu schaltendes Sechsganggetriebe und wohldosierbare Kupplung gute Unterstützung leisten. Kleines Manko: Nimmt man ihn etwas härter ran, dann kann der Verbrauch bis auf sechs Liter steigen; im Schnitt lagen wir bei rund fünf Liter. Die ABS-unterstützten Bremsen gehen wirkungsvoll zu Werke, allerdings könnte der Druckpunkt deutlicher definiert sein.

Die nach wie vor nicht einstellbaren Federelemente vermitteln einen direkten Kontakt zur Fahrbahn. Sie bieten ausreichend Komfort, an die recht harte Auslegung vor allem der Gabel muss man sich erst gewöhnen.Unter dem Strich lässt sich feststellen: Auf der ER-6n fühlt man sich auf Anhieb wohl. Die lässig-entspannte Sitzposition, der enge Knieschluss, die Leichtigkeit summieren sich darin, dass sich der 205 Kilogramm leichte Allrounder wunderbar handlich steuern lässt. Und das für rund 6.700 Euro, also gerade mal 100 Euro mehr als der Vorgänger kostete. Kein Wunder, dass die ER-6n in den ersten Monaten des Jahres auf Rang zwei der Zulassungsstatistiken kletterte.

Text: Hans-Joachim Mag

Datenbox

Modell: Kawasaki ER-6n
Motor: Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor
Hubraum: 649 cm3
Leistung: 53/72 kW/PS
Drehmoment: 66/7.000 Nm/U-min
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Radstand: 1.405 mm
Sitzhöhe: 800 mm
Gewicht vollgetankt: 205 kg
Verbrauch: 5,1 l/100 km
Preis: 6.695 Euro

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