Buchtipp der Woche

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Robert und Philip Spence: Struwwelhitler. Autorenhaus Verlag; 10 Euro (Nachdruck)

Das wohl scheußlichste Kapitel der deutschen Geschichte ist aus guten Gründen ein Thema, das bis heute nicht von der Tagesordnung verschwindet. Aber: Wie wurde in den Nachbarländern in dieser Zeit das Treiben im nazibesetzten Deutschland verarbeitet?

In Großbritannien waren es die Brüder Robert und Philip Spence, die das Thema mit typisch britischem Humor verarbeiteten, sarkastisch und ironisch. Sie legten sich das Pseudonym Doktor Schrecklichkeit zu, um schon auf dem Cover ihr Anliegen klipp und klar zu machen.

Jetzt gibt es einen Nachdruck des Werks von 1941, dem eine historische Erläuterung und eine deutsche Übersetzung der Texte beigefügt ist. Woran sich der Struwwelhitler orientiert, ist klar – er verballhornt den Erziehungsklassiker von Dr. Heinrich Hoffmann.

Während freilich Dr. Hoffmann aus seinen Erfahrungen als Arzt und Vater für Kinder im Struwwelpeter nur warnende Geschichten vor allerlei Gefahren schrieb, reichern die Brüder Spence ihre Spezialversion mit bitterbösem Spott an. Dass dieses Werk sich nicht an Kinder richtete, ist klar. Erwachsene aber können auch heute noch, nach fast 70 Jahren, dieses Buch mit großem Gewinn lesen. Dabei wird nicht nur die Person im Titel, sondern die komplette Riege der Nazi-Größen gebührend behandelt. Aus gutem Grund fühlt man sich mitunter an Charlie Chaplin erinnert, dem Der große Diktator ja gleichfalls zur Verarbeitung des Zeitgeschehens diente.

Unbedingt empfohlen sei, die englischen Originaltexte zu lesen, auch wenn man im Englischen nicht oder nicht mehr sattelfest ist. Der Griff zum Wörterbuch lohnt im Zweifelsfall! Denn die Übersetzungen treffen den Humor des Originals zwar gut, aber nur näherungsweise. Was nicht die Übersetzungsleistung schmälern soll, sondern ganz einfach daran liegt, dass das ein oder andere schlichtweg nicht hundertprozentig übersetzt werden kann.

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