Liebe Leserinnen,liebe Leser von www.kues.de,

willkommen zu Charlys PS-Geflüster, der wöchentlichen Kolumne, die Sie ab heute immer samstags auf www.kues.de finden werden. Hier lassen wir die Ereignisse der vergangenen Woche rund um das Thema Automobil stets Revue passieren – nicht besserwisserisch, nicht neunmalklug, nicht applaudierend und nicht abwertend. Auch nicht kommentierend, oder Schuld und Unschuld zuweisend, denn das steht uns als Kommunikations- und Informations-Medium einer bundesweiten, neutralen und übergreifenden Sachverständigen-Organisation nicht zu. Das ist auch nicht unsere Absicht. Aber wir wollen manche Dinge hinterfragen, mal mit einem Augenzwinkern, mal etwas nachdenklich. Immer aber informativ, unterhaltsam und etwas hinter die Kulissen schauend.

Erlauben Sie mir zum Start dieser Serie ein paar persönliche Anmerkungen. Als Berichterstatter in Sachen Automobil, Fahrzeugtechnik und Motorsport, dessen Berufsleben zwei Jahre vor Baubeginn des Volkswagen Golf I begann, möchte ich an dieser Stelle bewusst manche subjektiven Gedankengänge mit einbringen. Gedanken, die keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit beinhalten, die aber immer zum Nachdenken, Aufheitern, Staunen, Diskutieren oder einfach nur zum sich Erinnern beitragen sollen. Denn über (fast) nichts lässt sich so herrlich trefflich plaudern und streiten wie über Fußball und Autos. Sitzen zehn Leute, egal ob Frauen oder Männer, beisammen, sind darunter meist elf Bundestrainer und mindestens ebenso viele Autofachleute. Und schlechte Autofahrer gibt es sowieso nicht. Das stellen wir doch alle fest, indem wir bei uns selbst mit der Nachforschung beginnen.

Bei der Durchsicht dieser Woche möchte ich angesichts des uns seit Monaten begleitenden Themas Opel und den für viele Betroffenen bedrohlichen Begleiterscheinungen einmal die Gelegenheit nutzen, etwas Erfreuliches in den Mittelpunkt zu rücken. Ich meine einen Hinweis auf einen kleinen und feinen Hersteller, in diesen Tagen mit Stolz auf ein Jahrhundert wunderlicher, aber eigenwilliger und überlebensfähiger Kunst des Automobilbaus zurückblicken kann. Den englischen, sich immer noch im Familienbesitz befindenden, Hersteller Morgan. Firmengründer Henry Frederick Stanley Morgan ging in die Geschichte des Automobilbaus als Kürzel, bestehend aus den Anfangsbuchstaben seiner drei Vornamen, ein: HFS.

In Malvern Link, einem verschlafenen Nest in den englischen Midlands, eröffnete er 1909 eine Reparatur- und Motorenwerksatt. Dem ersten Dreirad mit einem Sieben-PS-Peugeot-Motor folgen im Lauf eines Jahrhunderts Fahrzeuge, die ebenso einzigartig wie mitunter auch ein wenig spleenig, also very british, waren. Doch eine Regel wurde immer beherzigt: Ein Morgan musste offen sein. Der gegenteilige Versuch, ein Morgan +4+ im Jahre 1964 mit festem Dach, ging ziemlich in die Hose und führte zu einem Aufstand bei den Liebhabern der traditionellen Marke. Nach der überlieferten Kunst des handwerklichen Kutschenbaus wird auch heute noch in Malvern Link gezimmert. Und immer noch besteht der auf den Rahmen aufgesetzte Holz-Aufbau aus belgischer Esche. Ein schwäbischer Morgan-Freund, gleichzeitig einer von drei in Deutschland ansässigen Morgan-Direkthändlern, hat die Liebe zu diesen Fahrzeugen so formuliert: Alle Morgan-Fahrer haben einen Vogel, und der Händler muss den größten haben.

In diese Kategorie reihe ich mich, was die etwas spleenige Beziehung zum Automobil angeht, gerne ein.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Übrigens: Die Produktion des Volkswagen Golf I (siehe oben) begann 1974. Aber das wissen Sie ja ohnehin schon. Denn erstens sind Sie ja Autofachmann oder Autofachfrau und zweitens würden Sie diese Seite nicht regelmäßig besuchen, wenn das nicht der Fall wäre.

Text: Jürgen C. Braun
Foto: Bernhard Schoke

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