Erste Erfahrungen: VW Polo 2009

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Bühne frei, Vorhang hoch: Der neue VW Polo tritt auf – zunächst als Fünftürer, der Dreitürer folgt im Herbst. Zwar gibt es mittlerweile viele Kleinwagen, die ihm seinen Status als Klassenprimus streitig machen wollen, aber bisher ist dies noch keinem Mitbewerber in Deutschland gelungen.

Seit 1975 rollt der Polo über die Straßen. Knapp elf Millionen Einheiten wurden in den vergangenen 34 Jahren verkauft. Die neue, aktuelle Generation, die ab Ende Juni bei den Händlern steht, ist bereits die fünfte. Im Laufe der Jahre wuchsen die Ansprüche der Kunden an einen Kleinwagen, und damit parallel auch die Abmessungen und technischen Errungenschaften des Wolfsburgers. Der erste Polo streckte sich noch übersichtlich auf eine Länge von 3,51 m und hatte in der Basisversion 40 PS. Der Neue übertrifft diese Länge um 46 Zentimeter und kommt mit 3,97 m der Vier-Meter-Marke ganz schön nahe. Erwachsen gibt sich der Kleine auch in anderen Disziplinen wie Technik, Motoren und Sicherheit. Kein Wunder, hat hier die Konkurrenz ebenfalls ordentlich aufgerüstet. Opel Corsa, Ford Fiesta oder der konzerneigene Mitstreiter Seat Ibiza haben ebenfalls ihre Hausaufgaben gemacht und bieten den Kunden viel Auto fürs Geld.

Wie sich also von den Mitbewerbern am besten unterscheiden? VW setzt dabei auf Unauffälligkeit im Design. Keine Experimente mit ungewöhnlichen Stilelementen, aber auch kein niedliches Aussehen des Polo stand mehr zur Debatte. Seine Formensprache erschreckt niemanden, reißt aber auch niemanden – außer dem Designer selbst – zu Begeisterungsstürmen hin. Sieht eben aus wie ein kleiner Golf und das ist nun wirklich nicht von Nachteil. Auch das Interieur erinnert stark an den großen Bruder. Aufgeräumt, übersichtlich und gut verarbeitet präsentiert sich der Innenraum. Das Platzangebot ist besonders für die Front-Passagiere gut. Hinten geht es kommod zu, sofern nur zwei Personen mitfahren, der Mittelsitz also frei bleibt. Leider lässt sich die Rückbank nicht verschieben, sodass die Hinterbänkler nicht zu Gunsten von mehr Gepäck oder mehr Knieraum entscheiden können. So sind sie davon abhängig, wie kompromissfähig die Vorderleute bei der Justierung ihres Gestühls sind. Das Kofferraumvolumen variiert zwischen 280 und 952 Litern.

Man sollte keine Ausstattungswunder in der Basisversion erwarten. VW hat mit spitzer Feder kalkuliert. Das Komfortangebot ist hier nicht üppig. Eine Klimaanlage und Radio gibt es nur gegen Aufpreis, elektrische Helfer sind nur für die vorderen Fenster vorgesehen. Erst mit dem zweiten Niveau gehört die Klimaanlage ab Werk dazu, die Rücksitzbank- und lehne ist asymmetrisch umklappbar und die Außenspiegel elektrisch einstellbar. Immerhin hat VW beim Thema Sicherheit nicht mehr gespart. Ab Werk verfügt der Polo unter anderem über ESP und sechs Airbags.

Trümpfe spielt der Polo bei den Motoren und bei der Technik aus. Anders als beispielsweise der Seat Ibiza verfügt das Fahrzeug über moderne Euro5-Aggregate, die sich durch günstigen Verbrauch auszeichnen sollen. Zur Markteinführung stehen vier Benziner und drei Diesel mit einem Leistungsspektrum von 44 kW/60 PS bis 77 kW/105 PS zur Auswahl. Die 1.6-Liter Selbstzünder mit 55 kW/75 PS, 66 kW/90 PS und 77 kW/105 PS sind nun moderne Common-Rail-Triebwerke. Besonders sparsam agiert der Diesel in der mittleren Leistungsstufe in der Bluemotion-Version. Diese ab Herbst verfügbare Spritspar-Variante begnügt sich mit 3,6 Litern (CO2-Ausstoß: 96 g/km). Noch genügsamer ist der ab Anfang 2010 erhältliche 1.2-Bluemotion-Diesel mit 55 kW/75 PS. In Kombination mit Start-Stopp-Automatik, aerodynamischen Verbesserungen und Leichtlaufreifen liegt der Durchschnittsverbrauch bei 3,3 Litern (87 g/km). Die Ottomotoren üben sich ebenfalls in Zurückhaltung beim Tanken, allen voran der 1.2-Liter TSI mit 77 kW/105 PS, der mit 5,5 Litern auskommt (129 g/km) und damit genauso viel verbraucht wie das Basisaggregat mit 44 kW/60 PS. Das zwischen straff und komfortabel abgestimmte Fahrwerk passt gut zu dem Motorenmix, wer möchte kann den Polo auch schnell durch Kurven zirkeln. Die Schaltvorgänge sind gewohnt präzise. Ab Herbst ist zudem das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) erhältlich.

Bei der Preisgestaltung hat sich VW für seine Verhältnisse zurückgehalten. Nach Analyse der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage und der Preislisten der Konkurrenz bleibt es bei dem bisherigen Einstiegspreisen. Der Dreitürer kostet in der 60 PS Version ab 12.150 Euro, der Fünftürer steht ab 12.885 Euro bereit. Das zweite Komfortniveau startet ab 14.150 Euro in Verbindung mit dem 70 PS-Benziner. Natürlich erlaubt das Studieren der Sonderausstattungsliste weitere Ausgaben, die aus dem Polo schnell auch preislich einen ganz Großen machen. Trotzdem: Es bedarf wohl keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu behaupten, dass zumindest in Deutschland der neue alte Star der Kleinwagen VW Polo heißt. Bleibt nur die Frage, ob dies nicht auch zu Lasten der Golf-Verkaufszahlen geht?

Text: Elfriede Munsch

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