Wartburg: Comeback unter Opel-Flagge?

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Dass der Autobauer Opel in diesen Tagen Schlagzeilen produziert, liegt vor allem an der wirtschaftlichen Ungewissheit des Unternehmens, das von der drohenden Zahlungsunfähigkeit der amerikanischen Muttergesellschaft General Motors erheblich betroffen ist. Die Meldungen, in denen es um eine Rettung der Marke mit dem Blitz, um mögliche Investoren und damit um die Erhaltung Tausender von Arbeitsplätzen geht, werden aktuell allerdings von Spekulationen begleitet, in denen es um die mögliche Auferstehung einer alten DDR-Traditionsmarke und die Installation einer neuen preiswerten Automarke unter dem Dach von Opel geht.

Was Renault seit Jahren bereits mit viel Erfolg mit seiner rumänischen Tochter Dacia vormacht, plant die Europazentrale der amerikanischen GM-Tochter jetzt angeblich auch. Zeitungsberichten zufolge soll am früheren Standort in Eisenach, einem der vier derzeitigen Opel-Werke, eine neue Billigmarke installiert werden, die den Namen eines Fahrzeuges tragen könnte, dass die Geschichte der DDR über Jahrzehnte quasi als Luxusmarke mitgeprägt hat: Der Wartburg: Die Idee soll – so wird kolportiert – auf Opels Europa-Chef Carl Georg Forster zurückgehen. Der Wartburg war so etwas wie der Mercedes der Arbeiterklasse in der DDR. Und er war, im Gegensatz zum Trabant, nicht von Pappe. Die Rede ist von einem erheblich abgespeckten Fahrzeug auf Basis des Opel Corsa, der um die 7.000 Euro kosten soll. Opel hat diese Gerüchte bisher weder bestätigt, noch wurden sie dementiert. Der Opel Corsa in seiner sparsamsten Variante kostet bisher 10.400 Euro.

Die Geschichte der Marke Wartburg geht bis ins Jahr 1896 zurück. Damals begann man in Eisenach Autos mit diesem Namen zu bauen. 1928 übernahm BMW das Werk. Zu DDR-Zeiten wurde der Wartburg zum Mercedes des Ostens. Nach der Wende kaufte Opel das Werk in Eisenach und baut dort unter anderem den Opel Corsa. Die Belegschaft des Werkes in Thüringen begrüßt nach einem Bericht der Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom Freitag diese Pläne. Ein zusätzliches Modell wäre gut, um die Auslastung zu sichern, sagt Betriebsratschef Harald Lieske. In Eisenach wird derzeit nur der Corsa hergestellt – früher montierten die Mitarbeiter die Modelle Corsa und Astra parallel. Die Anlagen und Mitarbeiter sind so flexibel, eine weitere Baureihe zu betreuen, schätzt Lieske die Voraussetzungen für den Bau einer weiteren Marke am ostdeutschen Standort ein.

Ob das geplante Billig-Modell allerdings den Namen Wartburg tragen darf, steht noch nicht fest. Die Markenrechte liegen nämlich nicht bei Opel, sondern bei der Betreibergesellschaft des gleichnamigen ehemaligen DDR-Kulturdenkmals. Diese haben meine Vorgänger 1990 schützen lassen, damit niemand mit der Bekanntheit der Wartburg wirbt, begründet Matthias Launert, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Wartburg, das Vorgehen. Der Markenschutz gelte für verschiedene Produktklassen, darunter auch für Autos. Wenn Opel eine dementsprechende Anfrage stellt, werden wir prüfen, ob wir die Verwendung gegen eine Lizenzgebühr erlauben. Bisher habe sich der Hersteller jedoch nicht gemeldet.

Bleibt zu hoffen, dass das nicht so lange dauert wie die obligatorische Wartezeit auf einen Wartburg zu Zeiten der Hochblüte der sozialistischen Planwirtschaft: Das waren in der Regel etwa 16 bis 17 Jahre.

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Opel, Erwin Halentz

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