Aus der Champions League der Energie-Sparer

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

In Ausgabe Nr. 22 berichtete das KÜS-Magazin im Jahr 2007 unter der Überschrift: Rekordjagd in Raum A 111 – Herausforderung Eco-Marathon über eine Gruppe von Studenten und Professoren der Fachhochschule Trier, die mit einem selbst entwickelten, von einer Brennstoffzelle gespeisten Fahrzeug am Shell-Eco-Marathon teilnahmen. Die Väter des Projektes von Studentenseite haben die Fachhochschule inzwischen größtenteils verlassen und auch aufgrund dieser Erfahrungen Unterschlupf in der Industrie gefunden. Einer von ihnen, der damalige Projektleiter Erik Wilhelmi, arbeitet inzwischen in der Fahrwerksentwicklung des Formel-1-Teams von Panasonic-Toyota in Köln-Marsdorf.

Dem Projekt proTRon, wie die Trierer Forscher und Entwickler, ihr Baby damals genannt hatten, tat dies jedoch keinen Abbruch. Es fanden sich interessierte und fachlich versierte Nachfolger/-innen, die an der Weiterentwicklung arbeiteten. Nach den beiden letzten Teilnahmen am Eco-Marathon im südfranzösischen Nogaro geht der Energie-Sparwettbewerb von Shell in der ersten Maiwoche auf dem Eurospeedway Lausitzring über die Bühne. Erneut geht es dabei darum, mit einem Liter Benzin oder einem Äquivalent eine möglichst große Strecke zurück zu legen. www.kues.de hat die jungen Projektleiter vor ihrer Abreise besucht, um zu sehen was aus dem Fahrzeug, das in KÜS-Magazin Nr. 22 vorgestellt wurde, geworden ist. Hier unsere Eindrücke:

Das Ding ist flach, spitz, leicht, dünn und schwarz. Oder ist es einfach nur unlackiert? Ein bisschen sieht es aus wie der Ur-Enkel des legendären Opel-Raketenwagens aus grauer Vorkriegszeit. Und es fasst, o Wunder, sogar zwei Personen, wenn sie hintereinander sitzen. Denn es soll ja auch mal ein Alltagsfahrzeug werden. Eines, in dem man in der Stadt unterwegs sein kann. Eines mit einem Multi-Media-Desk. Hört sich viel versprechend an, aber auch nach sehr viel Arbeit. In der Werkstatt der Fachhochschule Trier auf dem Schneidershof dreht sich deshalb im Moment alles um dieses obskure Projekt der Begierde mit einem sagenhaften Cw-Wert von 0,175.

14 Stunden an sieben Tagen in der Woche sagt Daniel Ruppert, der mit seinen Kommilitonen an dem Projekt arbeitet, gehen im Moment an Einsatz bei der Entwicklung des Wasserstoffbetriebenen Fahrzeugs drauf. Studium und Freizeit inbegriffen. Die dritte Generation von proTRon ist den Kinderschuhen entwachsen, hat sich selbst und seine Vorgaben überholt.

Das Gewicht von gerade einmal 50 Kilogramm wurde in erster Linie durch den Einsatz von Kohlefaser-Verbundwerkstoffen erreicht. Der optimierte Antriebsstrang wird von einer Brennstoffzelle mit Energie versorgt. Mit diesen Komponenten machte das Eco-Team in den vergangenen drei Jahren in der Champions League der Energie-Sparer von sich reden.

Doch die ersten Erfolge sind Verpflichtung beim Streben nach weiterer Perfektion. Das persönliche Know-How auf dem komplizierten Feld des Wasserstoff-Antriebs ist die Basis. Das H steht in diesem Falle nicht nur für Hydrogenium, also Wasserstoff, sondern auch für höher: Immer höher hinaus auf der Leiter der Erkenntnis. Der Weg ist das (Entwicklungs-)Ziel. Wir wollen irgendwann so weit sein, das wir bei selbst aufladenden Akkus angelangt sind. Die Zukunft persönlicher Mobilität, dessen sind sich die jungen Forscher sicher, kann nicht mehr in der Nutzung des Verbrennungsmotors liegen, sondern im Bereich regenerativer Energien.

Beim Rennen auf dem Eurospeedway in der Lausitz Anfang Mai treten die Trierer mit ihrem Brennstoffzellen-Fahrzeug in der so genannten Urban Class unter dem Namen proTRon aeris an. Ihr Ziel ist es, die 3.000-Kilometer-Marke zu knacken. Immer noch aber geht es um die Tatsache, eine möglichst weite Strecke mit einem Liter Benzin oder einem gleichwertigen Kraftstoff zurück zu legen. Im vergangenen Sommer kamen die Trierer auf 2.592 Kilometer.

Wer das Fahrzeug beim Shell Eco Marathon bewegen wird, steht auch schon fest. Der Name ist Programm in diesem Fall: Anna Petit (zu deutsch: klein) heißt die junge Dame, die gerade mal 50 Kilo auf die Waage bringt. Was dennoch ein gewichtiges Argument für ein gutes Abschneiden sein könnte.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

Scroll to Top