50 Jahre MINI (4): Die Legende lebt

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Nach 41 Jahren und genau 5.387.862 gebauten Exemplaren, einer der längsten und ertragsreichsten Produktionszeiten, die jemals ein Auto vorweisen konnte, war im Jahr 2001 Schluss mit dem Mini. Vorerst jedenfalls. Wenn es da nicht den Großneffen des Mini-Erfinders Alec Issigonis gegeben hätte. Der hatte sich in den Kopf gesetzt, das Auto wieder zu frischer Blüte zurück zu führen und ihm ein zweites Leben zu spendieren. Der Mann heißt Bernd Pischetsrieder und war zu besagtem Zeitpunkt Vorstandsvorsitzender des Münchener Autobauers BMW.

Familiärer Hintergrund: Issigonis war der Sohn eines Griechen, der eine Bayerin namens Hulda Prokopp geehelicht hatte. Deren Schwester wiederum hatte einen Pischetsrieder zum Altar geführt. Oder vielleicht auch umgekehrt. So kurz sind mitunter die oft verschlungenen Wege. Bis es so weit kam, hatte der Mini jedoch, nicht nur rein fahrtechnisch gesehen, ein recht bewegtes Leben hinter sich. Er wurde über die Jahre hinweg in zahlreichen Modellvarianten gebaut. Es gab einen Kombi ebenso wie einen Pick-Up mit langer Ladefläche oder ein Cabrio. Berühmt wurde vor allen Dingen der ulkige Mini Moke, ein ursprünglich für die Armee konzipiertes kleines Geländewägelchen.

Für die krisengeschüttelten Münchener war der Mini, anders als das Groschengrab Rover, ein richtig gutes Geschäft und in erster Linie dafür verantwortlich, dass das Unternehmen in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende schwarze Zahlen schrieb. Den BMW-Leuten gelang es, ein Auto mit moderner Motorentechnik, hohem Sicherheitsstandard und – so gut es eben ging – etwas Komfort zu schaffen, ohne dabei dessen Charme und sein Charisma der vergangenen Jahrzehnte zu zerstören. Das, was man Volkswagen bei der Kreation des New Beetle vorgeworfen hatte, nämlich die Missachtung der jahrzehntelangen-Käfer-Tradition, gelang BMW mit dem neuen Mini.

Die Neuauflage wurde zur Reinkarnation der Vorgabe, versprühte Emotion ohne dabei als billiges Plagiat zu wirken und war dennoch ein Fahrzeug, das den Alltagsbedingungen ein halbes Jahrhundert nach seiner Geburt gerecht wurde. Der Mini vollzog, egal ob als Benziner, als Diesel (mit einem Toyota-Motor), als Cooper S oder als Cabriolet einen touch down in einer Mobilitäts-Gesellschaft und einer Generation von Autofahrer/innen, die offenbar auf ein solches Fahrzeug gewartet hatte. Am 8. April dieses Jahres wurde bereits der 200.000 Mini, der unter der Ägide von BMW gebaut wurde, ausgeliefert. So viele Käufer können sich nicht irren.

Das Auto ist, ungeachtet aller technischen Weiterentwicklungen im Zuge seiner Renaissance, immer noch ein Mini. Ein britisches Auto, mit all seinen liebenswerten und schrägen Eigenarten. Ein Auto, das – in aufdringlich-hässlichem Grün gehalten – zu dem schrägen und tolpatschigen Fettnäpfchen-Sucher Mr. Bean passte, wie kein Anderes. Das Cockpit beispielsweise ist und bleibt eine Offenbarung an die stets selige britische Tradition schöner Innenräume, die das vielfach umgesetzte Credo des form follows function mit Vergnügen missachtet.

Ein Mini-Armaturenbrett glänzt im wahrsten Sinne des Wortes auch heute noch mit verchromten Kipphebeln, mit hübschen Armaturen und zuweile auch einer etwas verqueren Bedienlogik, die den Namen nicht verdient. Innen drin ist es immer noch herrlich eng und ungemütlich. Der linke Ellbogen stößt weiterhin mit unerschütterlicher Impertinenz an die Türverkleidung, und der riesige Mitteltacho ist immer noch so genial verkorkst konstruiert, dass man seine Dienste am besten einfach ignoriert. Das hinderte BMW aber nicht daran, eine John Cooper Works-Variante mit 211 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 238 km/h in die Welt zu setzen. Selbiges ist Kart fahren zum Evangelium erhoben.

Der 50. Geburtstag des Kult-Fahrzeugs, das eigentlich nie eines werden sollte, wird am ersten August-Wochenende 2009 stilecht dort gefeiert, wo es herkommt: In Longbridge, Birmingham, UK. Das Motto der Celebration party steht schon fest: Mini 50 years – What a birthday. Dem ist nichts hinzu zu fügen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: BMW

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