Alle Jahre wieder: Briefe via Postkahn zugestellt

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Das Szenario wiederholt sich im Frühjahr immer wieder: Die Deutsche Post stellt im Spreewald (Bundesland Brandenburg) ihre Briefe und Pakete mit dem Kahn zu. Postbotin Jutta Pudenz transportiert bis in den Herbst hinein Sendungen in Lübbenau-Lehde auf dem Wasserweg. Rund 1.100 Kilometer stakt sie dabei jährlich mit ihrer Muskelkraft auf den Spreefließen. Auf diese Weise erreichen jede Woche mehr als 600 Briefe und Karten sowie bis zu 30 Pakete und Päckchen die Kunden. Pro Tag sind es um die 20 kg Briefe, die via Kahn die Haushalte erreichen. Hinzu kommen die Pakete und Päckchen, sagt Post-Sprecher Rolf Schulz im Gespräch mit dieser Redaktion. Mit der Kahnzustellung will die Post laut Schulz ein wenig Tradition pflegen und in die Gegenwart mitnehmen:

Denn seit mehr als 100 Jahren bekommen Haushalte im Spreewald ihre Post per Kahn. Dabei ist auch guter Service gefragt: So hat Spreewald-Botin Jutta Pudenz zusätzlich eine kleine Filiale im Gepäck. Kunden können bei ihr Briefmarken kaufen oder Sendungen aufgeben. Diese Form der Zustellung gibt es bundesweit nur auf den Fließen im Spreewald. Jutta Pudenz ist seit nunmehr 18 Jahren in der warmen Jahreszeit an jedem Werktag mit ihrem knapp neun Meter langen, gelben Kahn auf Tour. Gekonnt geht sie dabei mit dem Rudel um, der rund vier Meter langen Schubstange für die Kahnfahrt. Am Ende eines Tages hat sie insgesamt 19 Kilometer zurückgelegt, davon acht auf dem Wasser. Ihr Arbeitstag ist zweigeteilt, erzählt der Postsprecher: In Lübbenau-Lehde erfolgt die Zustellung zeitgemäß, also mit dem Postauto. Danach erfolgt der Wechsel zum Kahn. Schulz: Diese Zustellung auf dem Wasser ist praktikabel, die Postbotin kommt direkt an die Häuser ran. Unsere Mitarbeiterin hat sich auf den Wassertouren in den Jahren sehr viel Geschicklichkeit angeeignet und Erfahrungen gesammelt. Es ist gar nicht so einfach, solch ein Gefährt sicher zu staken.

Jutta Pudenz ist aber nur ein Beispiel für die Zustellung von Briefen und Paketen an besonderen Orten in Deutschland. Zwei ihrer Kollegen in Norddeutschland kommen ebenso auf außergewöhnlichem Wege zu ihren Postempfängern. Fiede Nissen versorgt drei zeitweise überflutete Eiländer, so genannte Halligen, in der Nordsee per Schiff. Die Menschen dort leben auf künstlich aufgeschütteten Anhöhungen, um nicht überschwemmt zu werden. Der Postverkehr von knapp 160 Hallig-Bewohnern ist von seinem Einsatz abhängig. Wenn die Gezeiten keine Belieferung per Boot zulassen, muss der passionierte Postschiffer auf seine kleine Draisine zurückgreifen. Über einen Schienendamm kann er so zumindest zwei der drei Halligen erreichen.

Ebenso im nordfriesischen Wattenmeer unterwegs ist Knud Knudsen. Er hat nur zwei Empfänger zu beliefern. Um das Ehepaar Mattisen zu erreichen, braucht der Bote eineinhalb bis zwei Stunden. Die Zustellung zu Fuß durch das Wattenmeer erfolgt zu jeder Jahreszeit. Da das Ehepaar das ganze Jahr auf der Hallig Süderoog lebt, muss ihnen im Sinne der Zustellpflicht auch die Post regelmäßig zugestellt werden. Wenn Familie Mattisen dringend etwas vom Festland braucht, kommt es auch vor, dass Knudsen zum Milch- oder Brotlieferanten wird.

Von ganz anderer Natur sind die Wege, die Hans Fink und Hubert Rombach für ihre Kunden auf sich nehmen. Die beiden Postangestellten müssen sich Skier anschnallen um alle Haushalte im Zustellgebiet zu erreichen. Der 60-jährige Hans Fink hat seinen Bezirk in den bayrischen Alpen. Den Großteil der Einwohner kann er mit dem Auto erreichen, für die fünf Hütten auf dem Sudelfeld muss er sich jedoch auf seine gelben Postskier stellen. Für den mobilen Boten ist das der schönste Teil seiner Zustelltour. Ähnlich geht es Postmann Rombach, der auf dem höchsten Berg des Schwarzwalds Briefe und Pakete verteilt. Auch er steigt gerne auf seine Schneebretter, um die Hütten und Gaststätten auf dem Feldberg zu beliefern. Dabei kommen pro Saison um die 600 Kilometer zusammen.

Jutta Pudenz im Spreewald ist bisher noch nie mit ihrem Kahn umgekippt. Obwohl es im Sommer ziemlich heiß wird, wäre ein kühles Bad eine willkommene Abwechslung. Darüber wäre nachzudenken.

Text: Erwin Halentz, Fotos: Deutsche Post/Erwin Halentz.

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