Die Formel 1-Saison 2009 (4): Revolution des Regelwerks

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Mit der größten Reform des Regelwerks in ihrer über 50-jährigen Geschichte geht die Formel 1 am kommenden Wochenende in Australien in eine neue Saison. Neben der umstrittenen Maxime, dass der Fahrer mit den meisten Siegen und nicht derjenige mit den meisten Punkten am Ende Weltmeister sein wird, gib es erhebliche Einschneidungen an der Konstruktion der Boliden, aber auch im Umfeld eines Rennens. www.kues.de zeigt die wichtigsten Regeländerungen für die am kommenden Sonntag beginnende Saison auf.

Reifen: Die Formel 1 kehrt zu den rillenlosen Slicks und damit auch zum klassischen Grand-Prix-Gummi zurück. Für jedes Grand-Prix-Wochenende stehen jedem Fahrer 40 Trockenreifen – 20 von jedem der beiden Typen – zur Verfügung. Nach dem Freitagtraining müssen zwei Satz Reifen pro Mischung zurückgegeben werden. Am Samstag vor dem Qualifying nochmals je ein Satz. Zudem kann jeder Fahrer auf 16 Intermediates und zwölf Regenreifen zurückgreifen.

Motor: Jeder Pilot darf in der neuen Saison zum ersten Mal höchstens acht Triebwerke benutzen. Das heißt im Umkehrschluss, dass mindestens einer der Achtzylinder drei statt zwei Grand-Prix-Wochenende halten muss. Sollen allerdings wegen möglich technischer Defekte mehr Triebwerke benötigt werden, wird der Fahrer um jeweils zehn Startplätze nach hinten versetzt. Die maximale Drehzahl wurde im Vergleich zum Vorjahr begrenzt, sie beträgt jetzt nur noch 18.000 statt 19.000 Umdrehungen pro Minute. Kundenteams erhalten pro Saison 20 Motoren, davon sind allerdings vier für Testfahrten bestimmt. Dafür müssen sie die Hälfte des Vorjahrespreises bezahlen. Beim Getriebe erhöht sich die Einsatzzeit auf vier Renn-Wochenende.

Aerodynamik: Optisch haben die Reformen geradezu revolutionäre Auswirkungen. Der Frontflügel explodiert geradezu von 140 auf jetzt 180 Zentimeter und deckt damit die gesamte Breite des Fahrzeugs ab. Zudem halbiert sich der Abstand des Fahrzeugs zum Boden von bisher 15 auf 7,5 Zentimeter. Der Heckflügel misst nur noch 75 statt wie bislang 100 Zentimeter. Außerdem ragt er künftig 95 statt nur 80 Zentimeter über der Piste heraus. Verboten sind künftig aerodynamische Hilfsmittel wie Flip-Ups, Winglets oder so genannte Kamine.

Boxen-Regeln: Im Gegensatz zum allgemeinen Spar- und Kürzungstrend legten die Regelhüter beim Tempo in der Boxengasse sogar noch einen drauf. Während des Rennens sind mittlerweile 100, statt wie bisher nur 80 km/h erlaubt. Muss an einem der Fahrzeuge in der Startaufstellung nach dem Drei-Minuten-Signal noch geschraubt werden, dann hat dies eine Stop-and-Go-Strafe von zehn Sekunden zur Folge.

Testfahrten: Während der gesamten Saison gilt in Zukunft – einmal abgesehen von acht Tests, die einschließlich der Aerodynamik dienen – ein komplettes Verbot an Testfahrten. Ansonsten darf jeder Rennstall an maximal 20 Tagen nur noch 15.000 Kilometer trainieren. Limitiert wurde auch der zum Teil ausufernde Einsatz von Windkanälen. Statt bislang 150 Stunden sind nur 40 Stunden pro Woche gestattet. Bei einigen Teams liefen mittlerweile zwei Windkanäle pausenlos rund um die Uhr.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Hersteller

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