Erste Erfahrungen: Dacia Express und Dacia Pick-up

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Über die Entstehung der Arten ist anlässlich des 200. Geburtstages von Charles Darwin wieder viel geschrieben geworden. Die rumänische Renault-Tochter Dacia bringt nun ihre Interpretation der Vielfalt der Arten und deren Verbreitung zu den deutschen Renault/Dacia-Händlern. Ende März stehen der neue Stadtlieferwagen Logan Express und der Pickup für die preissensible Kundschaft bereit. Ursprünglich waren die zwei Lastenträger wie auch die Pkw-Modelle der Marke dazu gedacht, in den wirtschaftlichen Schwellenländern für Mobilität zu sorgen. Robust, wirtschaftlich und vor allen Dingen preiswert standen dabei als Eigenschaften ganz oben in den Lastenheften, Design und moderne Sicherheitsstandards dagegen weiter unten. Doch dank Finanzkrise haben viele Westeuropäer dahin gehend ihre Bedenken über Bord geworfen und kaufen die günstigen Fahrzeuge.

Der Kastenwagen startet ab 8.320 Euro (inkl. MwSt.) mit einem 55 kW/75 PS Benziner, der Pick-Up ab 9.000 Euro mit einem 87 PS Ottomotor. Das hört sich erst einmal sensationell günstig an. Allerdings ist die Serienausstattung selbst für Nutzfahrzeuge ausgesprochen mager. Ab Werk sind nur ein Airbag und ABS dabei. Von Beifahrerairbag, elektrischen Helfern für Fenster, Servolenkung, Zentralverriegelung, Radio oder einer Klimaanlage ist – wenn überhaupt – erst in der nächst höheren Ausstattungsstufe beziehungsweise in der Aufpreisliste die Rede. ESP gibt es gar nicht. Zugegeben: Selbst wenn man die behobenere Komfortversion samt den Optionen wie Beifahrerairbag, Klimaanlage, Radio und elektrische Fensterheber bucht, kommt man nur auf rund 11.000 Euro für den Kasten und 11.700 Euro für den Pick-Up. Die Diesel-Versionen starten ab 11.300 Euro. Da dürfe mancher Käufer schwach werden, der sonst nur einen Gebrauchten in Betracht gezogen hätte.

Beide Dacia basieren auf dem Kombi Logan MCV – also auf den Clio der vorherigen Generation – und können bis zu 725 Kilogramm zuladen. Der Kastenwagen ist 4,45 m lang und fasst 2.500 Liter Ladevolumen. Statt seitlicher Schiebetüren gibt es nur einfache Türen, was den Zugang in engen Parkbuchten erschwert. Die hinteren Doppelflügeltüren zum Laderaum sind im Verhältnis 1:2 geteilt. Die Laderaumlänge beträgt 1,94 Meter. Die maximale Laderaumbreite ist mit 1,42 m angegeben. Zwischen den Radkästen passen Gegenstände bis maximal 1,03 m Breite. Hat man die Version mit der geschlossenen Trennwand aus Kunststoff (110 Euro) hinter den Insassen gewählt, reduziert sich die Laderaumlänge auf 1,73 m.

Der Pick-Up hat eine Ladefläche von 1,81 m. 14 Zurösen helfen die Ladung zu sichern. Zwei Schutzbügel vor dem Kabinenfenster sollen verhindern, dass bei einem Unfall Gegenstände ins Innere dringen. Innen gibt es noch ein Staufach (300 Liter) hinter den Sitzen. In der Basisversion lässt sich aber nur der Beifahrersitz umklappen, um leichter an die Güter zu kommen. Abgesehen von der mageren Ausstattung ist das Ambiente bei beiden Fahrzeugen sehr funktional gestaltet, aber immerhin können sie einfach mit einem Wasserschlauch gereinigt werden.

Zwei Diesel und zwei Benziner stehen für die Lastenträger zur Auswahl. Die 1,5-Liter-Selbstzünder sind alte Bekannte aus dem Renault-Motoren-Programm. Das Basisaggregat leistet 50 kW/68 PS und ist eher für geduldige Fahrer gedacht. (Spitze: 150 km/h, Verbrauch: 5,3 Liter, CO2-Ausstoß: 140 g/km) Besonders wenn die Zuladung ausgenutzt wird, macht sicherlich der Diesel mit 63 kW/86 PS mehr Freude, zumal da er 0,1 Liter weniger verbraucht als die 68 PS-Version. (Spitze: 163 km/h) Einen Partikelfilter gibt es weder für gute Worte noch für Geld.

Für den Express steht der neue 1,4-Liter Benziner zur Verfügung, der jetzt für alle Dacia Modelle als Einstiegs-Triebwerk angeboten wird. Dieser leistet 50 kW/75 PS. (Spitze: 155 km/h, Verbrauch: 7,6 Liter, CO2-Ausstoß: 187 g/km) Vorausgesetzt man schaltet ihn eifrig, kommt er langsam aber sicher auf Touren. Für den Einsatz im gewerblichen Bereich dürfte er aber nur eine untergeordnete Rolle spielen. Genauso wie der 1,6-Liter mit 64 kW/87 PS, der sowohl den Kastenwagen als auch den Pick-Up befeuert. (Spitze: 167 km/h, Verbrauch: 7,6 Liter, CO2-Ausstoß: 192g/km)

Es wird sich zeigen, ob sich die zwei neuen Varianten im harten Ausleseprozess der Nutzfahrzeugbranche behaupten können. Dem Renault Kangoo werden sie sicherlich das Leben ganz schön schwer machen.

Text: Elfriede Munsch

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