Der Krise zum Trotz: 79. Automobilsalon in Genf (Teil 3)

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Im Bereich der Klein- und Kompaktfahrzeuge wollen natürlich auch Japaner, Koreaner und Hersteller aus anderen Nationen profitieren. Dabei kommen mitunter abenteuerliche kleine Autos zutage, die mit ihrer Vielfalt und Variabilität auf kleinstem Raum punkten. Ganz zu schweigen davon, dass Neuentwicklungen wie der Yeti von Škoda, der Nissan Pixo, der Suzuki Alto oder der Chevrolet Spark erschwinglicher sind als eine neue E-Klasse. Mit Einstiegspreisen deutlich unterhalb der Grenze von 10.000 Euro locken besagte Autobauer in Genf nicht nur Besucher, sondern vor allem potenzielle Käufer an.

In Zeiten nicht nur ökonomischer, sondern auch ökologischer Diskussionen verhelfen technische Errungenschaften wie ein Start-Stopp-System auch Fahrzeugen in der Kompaktwagenklasse zu neuer Attraktivität. Dazu gehören in Genf unter anderem der Kia Cee'd, der neue Fiat 500 als Cabriolet sowie der neue Mazda 3 und der Mitsubishi Colt. Die Marke mit den drei Diamanten im Grill hat in Genf in diesem Jahr ihren ersten und einzigen Messe-Auftritt. Neben der AMI in Leipzig haben die Japaner auch schon ihren Verzicht auf die IAA im September in Frankfurt bekannt gegeben.

Opel ist heuer mit den Gedanken eher bei der angestrebten Loslösung vom Mutterkonzern General Motors als beim Alltagsgeschäft. Das heißt am Lac Leman für die Rüsselsheimer vor allem Insignia Sports Tourer. So heißt die Kombi-Variante des preisgekrönten Vectra-Nachfolgers. Leider wird der Limousine des Auto des Jahres kein Caravan mehr zur Seite gestellt. Stattdessen soll der Sports Tourer mit etwas Lifestyle-Anmutung die scheinbare Behäbigkeit früherer Opel-Kombis verdrängen. Bei 23.390 Euro beginnt die Preisliste. Im Mittelpunkt des Opel-Stands steht neben dem Insignia Sports Tourer der Ampera. Das europäische Derivat des Elektroautos Chevrolet Volt kommt aber erst 2011 auf den Markt und schleppt zudem eine Hypothek von 40.000 Euro mit sich herum. In die gleiche Kategorie fällt der Kleinwagen iMiEV von Mitsubishi. In Japan ist das Wägelchen, dessen 64 PS starker Motor von Lithium-Ionen-Batterien gespeist wird, schon im Alltagsbild zu sehen.

Die japanischen Automobilriesen Toyota und Honda – so sie denn noch solche sind – setzen auf die Kraft der zwei Herzen. Die dritte Generation des Prius hat mit 134 PS rund 20 PS mehr an Bord als Nr. 2. Ob der Vollhybrid damit allerdings endlich den Durchbruch außerhalb des japanischen Heimatmarktes und außerhalb Nordamerika schafft, ist fraglich. Das zweite Hybridmodell, der Honda Insight, zeigt seine grüne Gesinnung ganz offensichtlich. Beim Insight zeigt eine entweder wachsende oder eine verblühende Blume an, ob der Fahrer auch im Sinne der Fahrzeug-Konzeption und der Umwelt Kraftstoff sparend unterwegs ist.

Mit derlei Tugenden hat Bentley nichts am Hut, oder besser gesagt an den Felgen. Und dennoch zeigt auch der neue Continental, das stärkste und schnellste Exemplar, das Bentley jemals gebaut hat, seine ökologische Ausrichtung. Das Zwölfzylinder-Aggregat mit bis zu 610 PS kann nämlich auch mit E85, besser bekannt als Ethanol, betankt werden. Angesichts des zu erwartenden Verbrauches und des dünnen Tankstellen-Netzes, das den Namen bisher noch nicht verdient, dürfte der Weg des Bentley Continental E85 zum Million Seller noch recht weit sein.

Derlei Luxusschiffe dürfen, egal wie schlecht die Zeiten auch sein mögen, ebenso wie Formel-Rennwagen auf keiner Messe fehlen. Verschwenderische Pracht beschert den eidgenössischen Autofreunden vor allem der Maybach Zeppelin. Das fast sechs Meter lange Top-Modell der Daimler-Edelmarke soll an den legendären Vorgänger aus den 30er Jahren erinnern. Der mobile Palast ist für schlappe 483.140 Euro zu haben. Auch in diesem Fall gilt offensichtlich das Motto: Der Krise zum Trotz.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke

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