Test-Tour: Kia Soul

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Mehr Pep und Farbe will der koreanische Hersteller Kia in sein Portfolio bringen. Seit der Verpflichtung des ehemaligen VW-Chef-Designers Peter Schreyer setzt man auf schickere Formen statt auf sachliche, aber auch langweilige Innenraum-Gestaltungen. Der cee'd hat's vorgemacht.Beim neuen Kia Soul ist man noch einen Schritt weiter gegangen. So muss sich der Betrachter zunächst einmal fragen, zu welcher Gattung nun das Fahrzeug zählen mag? Kleiner SUV oder großer Mini-Van? Kompaktes Stadtauto oder gestauchter Kombi? Auf neudeutsch formiert ein solches Gefährt unter der Bezeichnung Crossover, einfach eine Mischung aus verschiedenen Gestaltungselementen. Der Soul ist knapp 4,11 m lang und damit zwischen erwachsenen Kleinwagen und Kompaktklasse angesiedelt. Durch seine Breite von 1,79 m und seine Höhe von 1,61 m wirkt er ziemlich bullig. Dieser Eindruck wird noch von den knappen vorderen und hinteren Überhängen, die ausgestellten Radkästen und den – je nach Ausstattung bis – zu 18 Zoll großen und auffälligen Felgen verstärkt. Wer will, kann sein Auto noch mit Aufklebern individualisieren. Kia bietet drei verschiedene Muster an: Hahnentritt, Rallyestreifen oder Drachen-Motive. Gut zum Auffallen und zum schnelleren Wiederfinden seines Gefährts auf Parkplätzen.

Beim Versuch das Interieur peppig zu gestalten, sind den Kreativen aber schnell die Ideen ausgegangen. In der Basisversion herrscht eh die Grundfarbe Schwarz vor, erst mit den höheren Ausstattungslinien kommt überhaupt Farbe ins Auto. Dann gibt es rot-schwarz Kombinationen für die Sitzpolster oder fluoreszierende Schriftzüge auf denselben. Die Ablagefächer sind innen rot unterlegt. LED-Leuchtringe an den Lautsprecher pulsieren zum Rhythmus der Musik: ein netter Gag. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die verwendeten Kunststoffe sehr kratzempfindlich sind.

Dafür ist das Platzangebot des Soul gut. Nicht nur vorne, sondern auch hinten kommen sich Arme, Beine und Köpfe der Insassen nicht zu nahe. Der Fahrer freut sich dank einer hohen Sitzposition über eine gute Rundumsicht. Das Armaturenbrett wirkt übersichtlich. Viele Ablagen nehmen die wichtigen und unwichtigen Dinge der Passagiere auf. Das Kofferraumvolumen ist dagegen sehr überschaubar. Nur 222 Liter plus ein 100 Liter Unterbodenfach stehen bereit, um Urlaubsgepäck oder Einkäufe aufzunehmen. Klappt man die Rücksitzlehnen um, steigert sich der Wert auf 700 Liter. Leider lässt sich die Rückbank nicht verschieben, so ist die Variabilität doch eingeschränkt.

Keine große Auswahl gibt es zurzeit bei den Motoren. Zur Auswahl stehen nur die zwei 1,6-Liter Aggregate, die auch im c´eed ihren Dienst verrichten. Der Benziner leistet 93 kW/126 PS, der Diesel 94 kW/128 PS. Mit beiden ist man flott unterwegs. Allerdings verlangt das Otto-Triebwerk beherztes Schalten, um es in Drehzahllaune zu bringen. Laut ist es trotzdem, ein sechster Gang wäre auch nicht schlecht. (Spitze: 177 km/h, Verbrauch: 6,5 Liter, CO2-Ausstoß: 154 g/km). Ende des Jahres erweitert Kia das Benzinerangebot durch einen 1,4-Liter Motor mit 90 PS, der sparsamer sein soll und die Euro 5-Abgasnorm erfüllt. Der Selbstzünder gibt sich spritziger, aber auch hier fehlt der sechste Gang. (Spitze: 182 km/h, Verbrauch: 4,6 Liter, CO2-Ausstoß: 137 g/km). Nur für den Diesel kann alternativ eine Vier(!)stufen-Automatik gegen einen Aufpreis von 1.150 Euro geordert werden. Immerhin ist der Partikelfilter in den Mehrkosten des Diesels von knapp 1.800 Euro enthalten.

Überhaupt: Wer Gefallen an dem Kia Soul findet, muss ganz schön tief in die Tasche greifen. Ab 14.980 Euro steht der Crossover seit Anfang Februar beim Händler. Im Preis enthalten sind eine gute Sicherheits- und eine ordentliche Komfortausstattung. Eine Klimaanlage gibt es aber erst ab der nächst höheren Version für mindestens 15.900 Euro. Der Diesel startet ab dem dritten Komfort-Niveau ab 19.225 Euro. Das Ende der offiziellen Preisliste ist bei 18.950 Euro für den Benziner beziehungsweise 20.725 Euro für den Selbstzünder angegeben. Aber mehr geht immer noch – und so lassen sich noch weitere Sümmchen in den Soul investieren. Damit ist Kia wohl den Ruf eines Billiganbieters los. Bleibt die Frage, ob die Kunden da mitspielen?

Text: Elfriede Munsch

Scroll to Top