Drei Jahrzehnte nach dem Iltis: Erster VW-Triumph bei der Dakar

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Fast drei Jahrzehnte nach dem Triumph des Schweden Freddy Kottulinsky im legendären Iltis hat Volkswagen das geschafft, woran das Motorsport-Expertenteam unter der Leitung von Sportdirektor Kris Nissen jahrelang gearbeitet hatte. Fünf mal zeigte der schnöde schwarze Kontinent den Wolfsburgern und zwei Generationen des Race Touareg die kalte Schulter, ehe jetzt zwischen Anden und Atacama-Wüste das südafrikanisch-deutsche Gespann Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz den Erfolg endgültig in den sicheren Hafen fuhr. Nach fast 10.000 Kilometern, nach einer Odyssee durch die unwegsamsten und verlassensten Gegenden des südamerikanischen Kontinentes in Argentinien und Chile, darf sich Volkswagen als Sieger der Rallye Dakar feiern lassen. 29 Jahre nach Freddy Kottulinsky und seinem Iltis.

Mit dem Volkswagen-Wettbewerbsfahrzeug der späten Siebziger Jahre hat die hoch entwickelte Rohrrahmen-Konstruktion mit Kohlefaser-Karosserie nur noch das VW-Emblem im Kühlergrill, mit dem die Wolfsburger vor fast drei Dekaden einen souveränen Doppelsieg beim Afrika-Marathon feierten. Mit diesem Erfolg tat das Siegerfahrzeug auch das, was die heutigen Produkte als Auftrag mit ins Lastenheft geschrieben bekommen haben. Zeugnis der Zuverlässigkeit ihrer selbst und der Produkte des Hauses zu sein und damit den Verkauf von Serienfahrzeugen anzukurbeln.

Im Jahr 1980 bewies der schon damals mit Allradantrieb und Differentialsperren an beiden Achsen ausgestattete Geländewagen eindrucksvoll seine ausgefeilte Reife. Dieses Konstruktions-Prinzip und seine sprichwörtliche Zuverlässigkeit bereiteten auch den Boden für die späteren 4X4-Konzepte von Audi (Quattro) und Volkswagen (Syncro) mit vor.

Was mit dem Siegerauto des Jahres 2009 passieren wird, steht noch nicht fest. Wahrscheinlich wird es nach der Heimkehr erst einmal in sämtliche Einzelteile zerlegt werden. Vielleicht aber wird es auch dereinst einen Platz neben dem Iltis von 1980 finden. Das damalige Siegerauto, ein Iltis mit der Startnummer 137 von Freddy Kottulinsky und seinem Beifahrer Gerd Löffelmann, steht inzwischen als Exponat im Wolfsburger AutoMuseum Volkswagen. Es hat sich nichts geändert. An dem 1,83 Meter hohen Geländewagen, der auch heute seine gerissene Windschutzscheibe und das verschmutzte, vom feinen Wüstensand halb zerfetzte, Verdeckgewebe, aufweist.

Sieht man sich den heutigen technischen Aufwand, der zum ersten Triumph eines Dieselmotors führte, an und vergleicht ihn mit den Voraussetzungen des Gespanns Kottulinsky/Löffelmann von damals, bleibt meist nur ein ungläubiges Staunen übrig. Die Fahrzeugdaten des Iltis nahmen sich so bescheiden aus, dass man ihm nicht nur damals kaum zugetraut hätte, diese abenteuerliche Prüfung als Schnellster zu beenden. Ein Vierzylinder-Motor mit 1,7 Liter Hubraum, 130 km/h Höchstgeschwindigkeit, Quer-Blattfedern vorne und hinten, vier Trommelbremsen. Kein KÜS-Prüfingenieur würde das Auto heute wohl guten Gewissens für eine zweiwöchige Prüfung über 10.000 Kilometer unwegsamstes Gelände freigeben.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Volkswagen

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