Audi auf der Essen Motor Show: Saure Gurken in Zuckerwatte

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Der Auftritt war den sportlichen Erfolgen der Marke im abgelaufenen Jahr angemessen: Mit einem riesigen Medienspektakel, darunter sämtlichen Werksfahrer(inne)n, trat die Audi AG auf der Essen Motor Show vor die zu Hunderten versammelte Journaille um nicht nur zwei Premieren zu zelebrieren, sondern auch das motorsportliche Programm für das Jahr 2009 bekannt zu geben. Bei Letzterem, so Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich, werde man im nächsten Jahr noch besser aufgestellt sein als 2008. Ein Jahr, das Ullrich als das bisher umfangreichste und erfolgreichste in der Motorsportgeschichte des Hauses Audi bezeichnete. Gesamtsiege bei der American Le Mans Serie (ALMS), der European Le Mans Serie (ELMS), der FIA GT Serie mit dem erfolgreichen R 10 TDI und schließlich dem Gewinn der Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) durch Timo Scheider bedeuteten für die Marke mit den vier Ringen quasi Feiertage am Stück. Dennoch ist aber auch die aktuelle Schieflage der Automobil-Industrie, ausgelöst durch die weltweite Finanzkrise, auch an Audi nicht spurlos vorbei gegangen.

Dessen ungeachtet propagierte Ullrich, dass Audi auch in schwierigen Zeiten zum Motorsport stünde und sich im Jahr 2009 sogar ein neues Standbein im Motorsport sichere. Dieses Standbein hat nicht nur einen viel, wenn nicht sogar alles versprechenden Namen, sondern auch einen entsprechenden optischen Auftritt. Mit dem R8 GT3, den die Führungscrew um den ebenfalls anwesenden Entwicklungs-Vorstand Michael Dick enthüllte, wird Audi erstmals in den Kundenrennsport einsteigen. Seit der R8 vorgestellt wurde, haben wir sehr viele Anfragen für eine Rennversion erhalten. Mit dieser Version bieten wir Kunden ein Rennsportfahrzeug an, das über hochwertige Technik und die typische Audi-Qualität verfügt, dennoch aber einfach zu handhaben ist, sagte Ullrich.

Insgesamt acht Fahrzeuge des über 500 PS starken R8 GT3, der offiziell als R8 LMS firmieren wird, werden im nächsten Jahr in der europäischen GT3-Meisterschaft eingesetzt. Derzeit arbeiten die Ingolstädter auch an einer Version für das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Weil das GT3-Reglement keinen Allradantrieb gestattet, verfügt der Audi R8 über den bei GT-Fahrzeugen typischen Heckantrieb. Die Kraftübertragung erfolgt dabei über ein neu entwickeltes, sequenzielles Sechsgang-Sportgetriebe. Beim Fahrwerk kommen dagegen fast ausschließlich Komponenten aus der Serie zum Einsatz. Bei dem neuen Audi-Standbein Kundensport, so Ullrich, handele es sich um ein fundiertes Konzept, das sich finanziell selbst tragen soll.Audi wird im nächsten Jahr aber auch der wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung tragen und hat demzufolge die europäische Le Mans Serie geopfert. Was mit der für Audi in diesem Jahr so erfolgreichen American Le Mans Serie wird, steht derzeit noch in den Sternen. Ullrichs Ankündigung, dass wir im Moment bemüht sind, Kostenpotenzial für die Serie zu finden, klingt jedenfalls nicht danach, als ob man auf eine unbedingte Teilnahme dränge. Höchste Priorität genießt allerdings nach Timo Scheiders Titelgewinn in diesem Jahr die DTM 2009. Dabei werden die Ingolstädter nicht mit einem komplett neuen Fahrzeug, sondern mit einer technischen Weiterentwicklung des Meisterautos an den Start gehen. Dies gilt auch für den Nachfolger des R 10, der, so Ullrich, wieder ein offener TDI mit einem kleineren und leichteren Motor sein werde.

Trotz des neuen Mega-R8 als Kundenfahrzeug wird Audi in der nächsten Saison in mindestens einer, wenn nicht sogar zwei Serien nicht mehr vertreten sein. Serien, in denen man in der vergangenen Saison noch sehr erfolgreich gefahren ist. Demzufolge wissen auch die Fahrer noch nicht, ob und in welchen Serien sie 2009 eingesetzt werden. Was der Sportchef sehr feinfühlig umschrieb: Wir können derzeit noch keine personellen Zuordnungen machen. Ein bisschen war das, was die Motorsportabteilung von Audi in Essen präsentierte, also auch ein Menü der Marke saure Gurken in Zuckerwatte.

Text Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke

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