Erste Erfahrungen: Renault Mégane 2009

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Zugegeben: Die Formen des Renault Mégane konnte man lieben oder auch nicht. Viel dazwischen gab es an Ausdrucksmöglichkeiten für den französischen Kompakten nicht, der in der zweiten Generation von einem biederen Alltagsgefährt zu einem extravaganten Schönling mutierte. Die Spanier mochten ihn und natürlich die Franzosen, die Deutschen hielten sich in ihrer Begeisterung doch ein wenig zurück. Zwar verkaufte sich der Golf-Konkurrent weltweit seit 1995 mehr als 8,5 Millionen Mal, doch für die neue – nun dritte Generation – wird es schwieriger. Zum einen drückt die allgemeine Wirtschaftslage den Käufern aufs Gemüt, zum anderen ist der Wettbewerb stärker denn je aufgestellt. Nicht nur der Platzhirsch aus Deutschland ist gut gerüstet, auch die anderen Hersteller haben attraktive Modelle. So liegt die Messlatte für den Mégane höher als zuvor.

Auch den Franzosen ist dies offensichtlich nicht entgangen: So ist das Design des Mégane nun deutlich weniger polarisierend. Die Blechschneider in Paris haben die avantgardistischen Stilelemente, die sich besonders am Heck zeigten, zugunsten von mehr Harmonie aufgegeben, so zu sagen eher prêt-à-porter statt Haute Couture. Die Formengebung verschreckt die Kundschaft nicht mehr. Für die gute Passform sorgen die kurzen vorderen und hinteren Überhänge, die geschwungene Dachlinie und der lange Radstand. Hingucker sind die mandelförmigen großen Scheinwerfer und der große Kühlergrill. Den Anfang machen zunächst die fünftürige Schrägheck-Limousine Ende November und das Coupé im Januar 2009. Der beliebte Kombi (Grandtour) und die Minivan-Varianten Scenic folgen Anfang/Mitte 2009, Frischluftfans können sich erst ab 2011 über einen Cabrio Ableger freuen – ob mit Stahlklappdach oder Stoffmütze wird allerdings noch nicht kommuniziert.

Bei der Gestaltung des Interieurs merkt man, dass man sich in der Pariser Konzernzentrale ebenfalls Gedanken um Qualität und Anmutung gemacht hat. Die Verarbeitung wirkte bei ersten Testfahrten deutlich besser und die verwendeten Materialien machten ebenfalls einen guten Eindruck. Das Platzangebot ist recht ordentlich. Hier macht sich nicht nur der lange Radstand von 2,64 m positiv bemerkbar, sondern auch der Längenzuwachs von über acht Zentimeter im Vergleich zum Vorgänger auf nun 4,23 m. Vorne gibt es keine Annäherung zwischen Fahrer und Beifahrer, im Fond wird es dagegen schon kuschelig eng, sofern die Rückbank mit drei Personen besetzt ist. Im Coupé müssen die Hinterbänkler zudem auf ihren Kopf achten, die schicke abfallende Dachlinie fordert zustimmendes Kopfneigen. Der Fahrer blickt auf einen aufgeräumten Instrumententräger. Die Anzeigen sind digital, aber lesefreundlich groß und gut ablesbar. Auch der Kofferraum kann sich sehen und beladen lassen. Zwischen 377 (Coupé) und 405 Litern fasst der Schlund, durch Umklappen der Rückenlehnen steigen die Werte auf 1.024 und 1.162 Liter.

Für den Vortrieb stehen bis zum Frühjahr 2009 vier Benziner und vier Diesel zur Auswahl. Hier lag das Augenmerk auf Wirtschaftlichkeit, gepaart mit Fahrvergnügen. Bei den Otto-Motoren reicht das Leistungsspektrum von 74 kW/100 PS bis 132 kW/180 PS. Der 180 PS ist allerdings dem Coupé vorbehalten. Im Frühjahr kommt eine mittlere 1,4-Liter-Ausbaustufe mit 96 kW/130 PS dazu. Zwischen 6,5 für das neue 130 PS-Triebwerk und 7,6 Litern für die Topmotosierung gibt Renault die Verbräuche an (CO2-Ausstoß: 156 bis 178 g/km)

Das Angebot für die Selbstzünder besteht aus den bekannten 1,5-Liter-Aggregaten mit 66 kW/90 PS und 78 kW/106 PS und dem überarbeiten 1,9-Liter mit 96 kW/130 PS. Letzterer mobilisiert 300 Nm und hinterließ bei ersten Testfahrten einen spritzigen Eindruck (Spitze: 205 km/h, Verbrauch: 5,1 Liter, CO2-Ausstoß: 136 g/km). Am oberen Ende ergänzt ein 2,0-Liter mit 118 kW/160 PS ab April die Palette. Den Ingenieuren ist es gelungen, einen guten Kompromiss zwischen einer butterweichen schwammigen und zu harten Fahrwerksabstimmung zu realisieren.

Bei der Preisgestaltung geht man behutsam vor. So wird der Mégane erst einmal nicht teurer als die Vorgänger-Version. Ab 16.900 Euro kostet der Fünftürer (Coupé ab 19.350 Euro) und hat ab Werk neben einer Klimaanlage ein ordentliches Komfortpaket an Bord. Beim Thema Sicherheit soll der Kompakte wieder Punkte beziehungsweise Sterne einsammeln und mit möglichst hoher Sternezahl beim NCAP-Crashtest von sich reden machen. Dazu gehören unter anderem sechs Schrägheck) beziehungsweise acht (Coupé) Airbags. Ob er allerdings das sicherste Fahrzeug aller Klassen sein wird – wie der Renault Vorstands-Chef Jacques Rivoal anlässlich der Präsentation überschwänglich verkündete – bleibt abzuwarten. Ebenso wie die Verkaufserfolge.

Text: Elfriede Munsch

Scroll to Top