Der Ring trägt Rot. Bei den Ferrari Racing Days am Wochenende wird neben vielen Rennern der italienischen Kultmarke eine Person im Blickpunkt stehen: Michael Schumacher wird für den ganz normalen Wahnsinn in der Eifel sorgen. Vor zwei Jahren schwebte Schumi per Hubschrauber ein, entstieg auf der Zielgeraden unter dem Jubel des Auditoriums dem Luftgefährt, um sich dann abseits in seinen Rennoverall zu werfen.
So oder ähnlich müssen sich die Azteken die Ankunft ihrer Götter in Tenochtitlan vorgestellt haben. Doch deren Metropole verfügte glaubhaften Überlieferungen zufolge weder über eine Boxengasse noch über einen Zielturm. Dafür hat der Nürburgring am Wochenende zwar nicht den Angriff feindlicher Conquistadores zu befürchten, allerdings werden einige Tausend Rotkäppchen in wohlgemerkt friedlicher Absicht in die Eifel einfallen. Neben den mehr als 1.000 teuren und schönen Italo-Rennern werden sie vor allem wegen des Mannes kommen, der auch als Markenbotschafter und Ex-Rennfahrer diejenigen, die ihm jahrelang huldigten, auch heute noch in seinen Bann zieht.
Seit 1996 sind die Ferrari Racing Days das Highlight für Kunden und für alle der Marke verbundenen Enthusiasten. Was in der Praxis nichts anderes bedeutet, als dass sich eine Hand voll privilegierter Menschen in dem Glück sonnt, einen Ferrari zu besitzen und diesen auch ansatzweise fahren zu können.
Währenddessen am Zaun – wohlfeil abgetrennt – der Lohnsteuer zahlende Michel sich der mobilen Ausgeburt von Schön und Reich mit Staunen nähert.
Dennoch sind es die Emotionen, die beide einen. Ferrari ist keine Automarke, Ferrari ist ein Mythos. Ist blendende Gegenwart und lebendiges Museum zugleich. Auf dem Nürburgring treffen sich die Ferraristi, die Rennfahrer, Sammler und Fans, motiviert von tiefer Leidenschaft für die Autos mit dem cavalhino rampante.
Die große Schumi-Show wird am Sonntag steigen, wenn der siebenmalige Weltmeister zum Reifen vernichten bittet: Ab 14.20 Uhr wird er mit verschiedenen Ikonen der Kaderschmiede sein Können zeigen, qualmende Kreisel auf den Asphalt zirkeln und dabei einen Satz Reifen im Wert zweier gut erhaltener Polos zerstören. Unter anderem wird es das auch mit seinem eigenen Ferrari FXX machen, von denen es weltweit nur 30 Stück geben soll. Aber vielleicht gehört ihm davon ja auch noch der eine oder andere.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Bernhard Schoke