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Udo Lindenberg: Stark wie zwei. (WSM)

Von einer Comeback-CD zu sprechen, ist bei Stark wie zwei letztlich falsch. Denn Udo Lindenberg war nie weg vom Fenster, seit er in den frühen siebziger Jahren die Rock-Szene um deutsche Texte und eine bemerkenswert schnoddrige Sprache bereicherte. Aus der Geschichte des Deutschrock jedenfalls sind die Andrea Doria, Elli Pirelli und etliche andere Lindenberg-Figuren ebenso wenig wegzudenken heutzutage wie aus unserem ganz normalen Sprachgebrauch, wenn's mal ruhig etwas flapsiger sein soll.

Als Udo Lindenberg seine Karriere startete, war es für Rockmusiker in Deutschland die Regel, deutsch zu singen. Zum Vergleich: Erst eine Musiklegende aus dem angloamerikanischen Sprachraum, Alexis Korner, ermunterte den deutschen Singer/Songwriter Wolfgang Michels zu Liedern in der eigenen Muttersprache: Du bist Deutscher, also sing deutsch!

Und kaum hatte sich Lindenberg als Bürgerschreck einen Namen gemacht, versöhnte er diejenigen, die seine Flapsigkeit so überhaupt nicht mochten, mit wunderschönen Liebesliedern: Ich lieb dich überhaupt nicht mehr – zum Beispiel.

Dass sich hinter dem Sprücheklopfer auch noch ein ernster Mensch befindet (nicht etwa: versteckt), zeigte sich schließlich an den Folgen, die sein Sonderzug nach Pankow hatte. Am Ende standen Mitte der achtziger Jahre freundliche deutsch-deutsche Töne – einige Jahre vor der Wiedervereinigung, als die noch gar nicht in Sicht war.

Zwischendrin veröffentlichte er immer wieder Platten mit unterschiedlichem Erfolg, machte gerne auch als freudiger Saufaus von sich reden, zu seinem 60. erschienen 2006 schon die ersten Hommagen an den Rentner-Rocker … und dann das: 2008 fegt er mit dem Longplayer Stark für zwei Kolleginnen und Kollegen souverän zur Seite und setzt sich mal eben von Null an die Spitze der Charts. Wie das?

Eigentlich ist es ganz einfach: Stark wie zwei klingt, als sei für den kein bisschen in die Jahre gekommenen Ganz-und-gar-nicht-Alt-Rocker ein Best Of zusammengestellt worden. Ist es aber nicht. Er zeigt sich bloß von der besten Seite. So knüpft Wenn du durchhängst an die sanften Klassiker an, und wenn er feststellt Der Greis ist heiß, dann ist das gewissermaßen die Lindenbergsche Elli Pirelli von heute. Halt. Das stimmt nicht ganz: Eine gute Portion Weisheit ist dabei, und das muss dann doch sowas wie Altersweisheit sein. Oder wer käme sonst auf die Idee, als heißer Greis vom Bier aus der Schnabeltasse zu singen?

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