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Martin Lohmann: Mensch Marx.
Herder Verlag; 14,95 Euro

Er heißt mit Familiennamen so wie der Philosoph aus Trier, und das ist ihm durchaus genehm. Denn ein Lieblingsthema des Erzbischofs von München und Freising ist die Gerechtigkeit in der Gesellschaft, und damit meint er ganz ausdrücklich die Verteilung des Geldes. Doch während Karl Marx den Kapitalismus als Gegenbegriff zur Gerechtigkeit schlechthin sah, ist Bischof Reinhard Marx etwas anderer Ansicht. Der Kapitalismus kann durchaus gerecht sein, es ist allein eine Verteilungsfrage.

Schon als Bischof von Trier hat Reinhard Marx für Aufsehen gesorgt. Das lag nicht nur daran, dass er bei seiner Berufung verhältnismäßig jung – noch nicht 50 Jahre – war. Vor allem verstand er es, sein Bistum immer wieder in positive Schlagzeilen zu bringen. Er agierte dabei geschickt wie ein PR-Manager. Aber bei allem unkonventionellen Auftreten erwies er sich auch immer als streng entlang der katholischen Lehre handelnd.

Ein Hardliner also, ein Karrierist im progressiven Gewand? Der Journalist Martin Lohmann kennt Reinhard Marx über Jahre aus der Nähe, und seine Antwort ist klar: Nein. Ein Hardliner wäre immer auch ein Verweigerer des Dialogs, und den sucht Reinhard Marx ja ausdrücklich. Nur vereinnahmen lässt er sich nicht, versteht die Ökumene nicht als einheitlichen Glauben aller Religionen und Konfessionen an dasselbe, sondern verschafft der Katholischen Kirche ein eigenständiges Profil.

Es fällt schwer, den früheren Trierer Bischof und jetzigen Erzbischof von München und Freising nach der Lektüre des Büchleins nicht zu mögen. Das liegt nicht an einer idealisierenden Beschreibung des Autors. Im Gegenteil: Gerade weil Reinhard Marx – über den Weggefährten sagen, er habe die Soutane schon im Mutterleib getragen – fromm, aber nicht frömmelnd erscheint, konservativ, aber nicht verbohrt. Die Dialogbereitschaft darf man übrigens ganz wörtlich nehmen: In einer Straßenbahn in Wuppertal begann der Schwarzrock (Lohmann) ein Gespräch mit aggressiven Punks. Die waren angenehm überrascht, und das Gespräch dauerte eine dreiviertel Stunde. Und dem Schwarzrock waren sämtliche offiziellen Termine in dem Augenblick herzlich egal.

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