1000-km-Rennen auf dem Nürburgring: „Dornröschenkuss“ in der Eifel

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Einst war es eine Serie gewesen, die scheinbar nur auf dem amerikanischen Markt von Interesse sein konnte. Weshalb vor dem motorsportlichen Langstrecken-Wettbewerb, der Le Mans Series auch noch ein A für Amerika stand. Doch als ab 2004 mit der LMS ein europäisches Gegenstück zur ALMS geschaffen wurde, begeisterten die flachen Flundern, die einst als Gruppe-C-Sportwagen ihre eigene Geschichte schrieben, wieder die Massen. Ultimativer Höhepunkt natürlich das Rennen an der Sarthe auf dem Kurs, nachdem die Serie benannt wurde. Aber auch andere Rennen über eine Distanz von mehreren Stunden profitierten davon.

Eine Folge der LMS war beispielsweise die Wiederauferstehung des berühmten 1000-Kilometer-Rennens auf dem Nürburgring, dem am Wochenende über 50.000 Zuschauer beiwohnten und dabei den dritten von mittlerweile vier Siegen des Diesel-getriebenen Peugeot 908 HDi FAP gegen die Audi R10 TDI mit erlebten. Das Duo Pedro Lamy / Stéphane Sarrazin hatte schließlich nach 195 Runden über die Grand-Prix-Strecke vor Marc Gené / Nicolas Minassian und dem ersten Audi mit Rinaldo Capello / Alan McNish die Nase vorn. Audi engagiert sich in diesem Jahr erstmalig werksseitig in der LMS und möchte sich schnell in der Serie etablieren.

Die Unterscheidung in LMP-1 und LMP-2-Klassen und andere Wertungen wie LM-GT1 oder LM-GT2 sind sicherlich nicht jedem Motorsportfreund bekannt, doch der Name 1000-Kilometer-Rennen zieht noch immer auf dem Nürburgring. Das wurde am Wochenende bei größtenteils strahlendem Sonnenschein erneut deutlich. Zumal nicht nur Peugeot und Audi, sondern auch Marken wie Porsche mit dem neuen RS Spyder, Aston Martin, Ferrari, Lamborghini oder Lola für eine illustre Mischung in der sechs Stunden währenden Auseinandersetzung sorgten. Sowohl der Sound der 700 PS starken Selbstzünder an der Spitze des Teilnehmerfeldes wie auch die außergewöhnliche Optik der Fahrzeuge haben ihren ganz bestimmten Reiz.

Ein Blick in die Siegerlisten des 100-Kilometre-Rennens liest sich wie eine Reise in die Erfolgsgeschichte des Motorsports. Alberto Ascari und Dr. Giuseppe Farina waren im Jahr 1953 auf Ferrari 375 MM Vignal die ersten Sieger dieses Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife. Ein Fahrerduo, dessen Namen wie der Einstieg in das Libretto einer Verdi-Oper anmuten. Bis zum Jahr 1991 hatte das 1000-Kilometer-Rennen seinen festen Platz im jährlichen Rennkalender in der Eifel. Nach einer Pause von 13 Jahren folgte eben durch die Le Mans Series der Dornröschenkuss für eines der anspruchsvollsten motorsportlichen Auseinandersetzungen nicht nur auf dem Nürburgring.

Zu Beginn der Geschichte ab den frühen fünfziger Jahren betrug die exakte Renndistanz 1003,62 Kilometer, gleichbedeutend mit 44 Runden über den 22,81 Kilometer langen alten Nürburgring. Nach dem Bau der neuen Grand-Prix-Strecke werden auch auf der Nordschleife keine Rennen über diese Distanz mehr ausgetragen. Am Wochenende waren insgesamt mehr als 50 Fahrzeuge in den verschiedenen Klassen am Start. Das 1000-Kilometer-Rennen hat sich seinen Platz im Herzen der Motorsportfans in der Eifel mittlerweile längst wieder erobert.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke / Jürgen C. Braun

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