CD-Tipp der Woche

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Paul Potts: One Chance. (Ariola/SonyBMG)

Es gibt CDs, die man an selber Stelle durchaus zwei Mal vorstellen kann – zum Beispiel, wenn die dahinter stehende Geschichte wunderschön ist und Seltenheitswert hat. Die Geschichte von Paul Potts ist aktuell Gegenstand einer populären TV-Werbung und hat den 38-jährigen Shooting-Star aus Wales nochmals in die Charts katapultiert.

Also, Paul, was willst du hier? Der Jurorin schien es ein besonderes Vergnügen zu sein, diesen Bewerber namens Paul Potts vor großem Publikum in die Pfanne zu hauen. Den beiden anderen Juroren – Männer – ging es wohl nicht anders; sie drückten ihren Spaß nur nicht mit Worten, sondern in amüsiertem Grinsen aus. Britain's Got Talent hieß die Show, vergleichbar mit der deutschlandweiten Superstar-Suche unter Federführung von Dieter Bohlen.

Oper singen wolle er, verkündete der 37-jährige Mann, und dieses Ansinnen mochte in der Tat etwas krass wirken, wenn man sich seinen traurigen Dackelblick ansah, seinen bescheidenen Anzug und nicht zuletzt seinen dramatischen Gebißzustand. Eine Witzfigur, dieser Handyverkäufer.

Minuten später bescherte das Publikum der vermeintlichen Witzfigur standing ovations, war das arrogante Grinsen in den Gesichtern der Juroren ausnahmslos ungläubiger Bewunderung gewichen. Als die letzten Takte von Paul Potts' Gesang verklungen waren, zeigte einer der Juroren auch noch wirkliche, echte Größe, indem er seinen Irrtum rundweg eingestand: Das hatte ich nicht erwartet. Du warst einfach großartig.

Die Schulden, die er durch private Gesangsstunden angehäuft hatte, dürften längst beglichen sein, auch das schlechte Gebiss ist Vergangenheit. Der Terminkalender von Paul Potts ist randgefüllt, die Termine dürften durch den Einsatz seiner Erfolgsstory in einem Werbespot auch nicht weniger werden. Und verblüfft reiben wir uns die Augen, denn eine gute Stimme als wirkliches Talent hat ja in der Tat nichts damit zu tun, aus welcher Preisklasse die Kleidung für den Träger dieses Talents stammt und wie seine Zähne aussehen. Es ist halt bloß weit mehr die Regel, dass der schöne Schein als Ausgleich für nicht vorhandene Talente den Weg zur Karriere ebnet. Umso mehr Aufmerksamkeit verdienen die Ausnahmen.

Mit Nessun Dorma fing alles an, deswegen wird die CD auch damit eröffnet. Außerdem finden sich populäre Titel wie Time To Say Goodbye und Amapola. Ganz sicher ragt aus der Zahl der exzellent gesungenen Titel aber einer ganz besonders heraus – Everybody Hurts von R.E.M., auf italienisch gesungen von einem Mann, der das Zeug zum ganz großen Opernstar hat. Auch ohne teuren Anzug und Skilehrerbräune im Gesicht.

Und wer die Paul-Potts-Story im Original nachverfolgen will, sollte einfach auf www.youtube.comdie Suchbegriffe Paul Potts eingeben.

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