Als Einzelstück wurde er 1953 in Handarbeit gefertigt, genau 55 Jahre später ist der letzte Horch, der je gebaut wurde, aus Texas nach Ingolstadt zurückgekehrt. Eine Geschichte, die Aufsehen erregte und bei Enthusiasten den Wunsch nährte, das Auto noch in unrestauriertem Zustand zu sehen. Die Gelegenheit dazu bietet nun Audi Tradition ab 8. Juli sechs Wochen lang im Audi museum mobile – und startet damit die Reihe ZeitLupe, die Fahrzeuge mit einer besonderen Geschichte präsentiert.
Die großen Plüschsitze sind weit aufgerissen, der Dachhimmel ist zerfetzt, die Türverkleidungen sehen mitgenommen aus, der Innenraum riecht nach staubigen Polstern und altem Holz. Dennoch vermittelt das Fahrzeug eine gewisse Erhabenheit. Das rostschorfige Blech hat kaum an Substanz verloren. Man fühlt die Würde, mit welcher der einzige Horch, der je in Ingolstadt gebaut wurde, einst aus der Werkstatt rollte. Er sollte dem damaligen Chef der Auto Union GmbH, Dr. Richard Bruhn, treue Dienste leisten.
Die Geschichte des letzten Horchs begann 1953, als der Auto Union Geschäftsführer ein repräsentatives Fahrzeug brauchte. So entwickelte die DKW Versuchsabteilung auf Basis eines Horch 830 BL von 1938 die Chauffeurslimousine. Im Juni wurde das Fahrzeug Dr. Bruhn überreicht.Später kaufte ein in Deutschland stationierter US-Soldat das Unikat und nahm es mit in seine Heimat. Irgendwann streikte das Getriebe und er gab den Wagen auf. Al Wilson, ein Autoliebhaber aus San Angelo, Texas, rettete den Horch schließlich vor der Schrottpresse. Er wusste mit der Marke Horch zwar nichts anzufangen, spürte aber, dass es sich um ein besonderes Fahrzeug handelte. So zahlte der frühere Leiter einer Schuhfabrik 500 Dollar, um den Wagen mitzunehmen.
Nun begann die Recherchearbeit. Er wandte sich nach Ingolstadt, an das Deutsche Museum in München und an den Experten Dr. Kirchberg in Dresden – aber niemand kannte das Auto. Dennoch behielt Al Wilson den Wagen und ließ ihn 40 Jahre auf seinem Anwesen in Texas stehen, wo er auch andere Fundstücke sammelt. Die Söhne des Texaners nahmen die Recherchearbeit wieder auf und schließlich erkannte Ralf Hornung, der bei Audi Tradition für den Ankauf und die Restaurierung von Fahrzeugen zuständig ist, das Auto: Die Fotos zeigten eindeutig den Bruhn-Wagen, der Jahrzehnte verschollen war. Hornung flog unverzüglich nach Texas. Dort war Al Wilson zum Verkauf bereit: Der Horch gehört nach Hause. In einem Container ist der Bruhn-Horch inzwischen in Ingolstadt angekommen und wird bald restauriert. Doch vorher stellt Audi Tradition das Unikat, so wie es hier angekommen ist, im Audi museum mobile aus.