BP: Steigender Energieverbrauch – Versorgung hält nicht Schritt

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Charakteristisches Merkmal der globalen Energiemärkte sind weiterhin hohe und volatile Preise, was Ausdruck eines engen Abstands zwischen Angebot und Nachfrage ist. Diese Situation hat Themen wie die Sicherheit der Energieversorgung und alternative Energien weltweit ganz oben auf die politische Agenda gebracht, erklärte Tony Hayward, Vorstandschef der internationalen BP, bei der Veröffentlichung des Statistical Review of World Energy 2008.

Der Bericht belegt, dass die Ressourcenbasis fossiler Brennstoffe auch weiterhin ausreicht, um eine wachsende Produktion zu unterstützen. Die anhaltende Schwäche des Ölangebots und die wachsende Nachfrage außerhalb der OECD zeigten jedoch auch, vor welchen Herausforderungen die Industrie auf den Erhalt einer sicheren Energieversorgung stehe.

Rückläufige Ölfördermengen in der OECD machten deutlich, dass zwar keine weltweite Ressourcenknappheit herrsche, die für Privatinvestitionen durch Unternehmen wie BP zugänglichen Ressourcen jedoch begrenzt seien. Politische Faktoren, Einstiegsbarrieren und hohe Steuern spielten hier eine Rolle. Oder, wenn es darum gehe, mehr Öl zu fördern, so liegen die Probleme über der Erde, nicht darunter. Hayward: Doch trotz hoher und volatiler Energiepreise liefern die Energiemärkte der Welt weiterhin zuverlässig Energie.
Dem neuesten Review zufolge war das globale Weltwirtschaftswachstum 2007 trotz der im August einsetzenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten stark, wodurch auch der weltweite Energieverbrauch zunahm. Und obwohl sich das Wachstum beim Verbrauch von Primärenergie 2007 im Vergleich zu 2006 abschwächte, lag es mit 2,4 Prozent im fünften Jahr in Folge über dem 10-Jahres-Durchschnitt. Der Ölpreis befindet sich nunmehr seit über sechs Jahren im Aufwärtstrend. Nach Datenreihen von BP, die bis ins Jahr 1861 zurückreichen, ist dies die längste Preissteigerungsphase der Geschichte.

Die Preise für die Rohölsorte Dated Brent lagen 2007 im Durchschnitt bei 72,39 US-Dollar je Barrel, was einer Steigerung von 11 Prozent entspricht. Die Preise stiegen das ganze Jahr über kontinuierlich von knapp über 50 US-Dollar Mitte Januar (tiefster Jahresstand) auf über 96 US-Dollar zum Jahresende. Vorübergehende Engpässe hatten zur Folge, dass die Referenzmarke WTI in den USA zum ersten Mal seit 1979 mit einem Abschlag gegenüber Brent gehandelt wurde. Schweres und schwefelhaltiges Rohöl wurde weiter mit Abschlägen gehandelt, worin sich die Notwendigkeit von Kapazitätserweiterungen der Raffinerien widerspiegelt.

Der weltweite Ölverbrauch stieg 2007 um 1,1 Prozent oder 1 Million Barrel pro Tag (bpd). Der Anstieg lag damit etwas unter dem 10-Jahres-Durchschnitt. Zwei Drittel der weltweiten Zunahme entfielen auf den Verbrauch in den Ölexportregionen Naher Osten, Süd- und Mittelamerika und Afrika. In der Asien-Pazifik-Region lag die Steigerung bei 2,3 Prozent, obwohl das Wachstum in China und Japan unter dem Durchschnitt blieb. Dafür verzeichneten eine Reihe von Schwellenländern hohe Wachstumsraten. Der Verbrauch in der OECD fiel um 0,9 Prozent oder knapp 400.000 bpd.

Die globale Ölproduktion sank um 0,2 Prozent oder 130.000 bpd. Dies ist der erste Rückgang seit 2002. Die Produktion in den OPEC-Ländern sank um 350.000 bpd aufgrund der kumulativen Wirkung der im November 2006 und Februar 2007 vorgenommenen Senkungen der Fördermengen. Eine wachsende Produktion in Angola und dem Irak und die steigende Nachfrage nach Kondensaten (NGL) sorgten zumindest teilweise für einen Ausgleich der Fördermengenreduzierung in anderen OPEC-Ländern.

Die Produktionssteigerung außerhalb der OPEC war auch 2007 mit nur knapp über 200.000 bpd schwach. Damit ging die Produktion der OECD im fünften Jahr in Folge zurück. In der ehemaligen Sowjetunion stieg die Produktion um fast 500.000 bpd, wobei Aserbaidschan und Russland jeweils einen Zuwachs von über 200.000 bpd verzeichneten.

Die nachgewiesenen Ölreserven blieben 2007 im Wesentlichen unverändert und lagen bei 1,24 Billionen Barrel. Diese Menge reicht aus, um das gegenwärtige Produktionsniveau für über 41 Jahre aufrechtzuerhalten. Allerdings wurde die Gesamtmenge von 2006 auf Basis vervollständigter Daten um 31 Milliarden Barrel nach oben revidiert.

Der weltweite Erdgasverbrauch stieg 2007 überdurchschnittlich um 3,1 Prozent. Nach Regionen verzeichneten jedoch nur Nordamerika, Asien-Pazifik und Afrika einen überdurchschnittlichen Anstieg. Fast die Hälfte der Verbrauchssteigerung entfiel auf die USA, bedingt durch einen kalten Winter und eine hohe Gasnachfrage in der Stromerzeugung. In China stieg der Verbrauch um 19,9 Prozent, womit das Land die zweitgrößte Steigerungsrate beim globalen Gasverbrauch verzeichnete. Der Verbrauch in der EU ging dank eines warmen Winters um 1,6 Prozent zurück – das ist der zweite Rückgang in Folge. Die Gasproduktion stieg 2007 um 2,4 Prozent. Der größte Angebotszuwachs (4,3 Prozent) kam aus den USA, die das stärkste Wachstum seit 1984 verzeichneten. In der EU ging die Produktion um 6,4 Prozent, in Großbritannien um 9,5 Prozent zurück. Damit verzeichnet Großbritannien im zweiten Jahr in Folge den weltweit größten Volumenrückgang. Ein geringfügiger Produktionsrückgang in Russland wurde durch kräftige Steigerungen in anderen Teilen der ehemaligen Sowjetunion mehr als wett gemacht. China und Qatar verzeichneten mit 18,4 Prozent und 17,9 Prozent die zweit- und drittgrößte Produktionssteigerung.
Die Lieferungen von Flüssig-Erdgas (LNG) stiegen um 7,3 Prozent, u. a. aufgrund einer kontinuierlichen Steigerung der Liefermengen aus Qatar und Nigeria. Die LNG-Importe in die USA stiegen um ein Drittel, da die hohen Preisaufschläge gegenüber den europäischen Spotmärkten zur Umleitung von Lieferungen in die USA führten.

Kohle war im vierten Jahr in Folge weltweit der wachstumsstärkste Brennstoff. Der globale Verbrauch stieg um 4,5 Prozent. Dieser Anstieg war breit gefächert und alle Regionen außer dem Nahen Osten übertrafen ihren 10-Jahres-Durchschnitt. Der Kohleverbrauch in China stieg um 7,9 Prozent. Das ist das schwächste Wachstum seit 2002, entspricht aber mehr als zwei Dritteln des globalen Wachstums. Der indische Verbrauch stieg um 6,6 Prozent und der Verbrauch in den OECD-Ländern um 1,3 Prozent, beides durchschnittliche Wachstumsraten.

Die Produktion von Kernenergie ging um 2 Prozent zurück und verzeichnete damit ihren stärksten Rückgang der Geschichte. 90 Prozent dieses Rückgangs entfielen allerdings auf Deutschland und Japan. In Japan wurde infolge eines Erdbebens das weltweit größte Kernkraftwerk geschlossen. Die Stromerzeugung durch Wasserkraft verzeichnete einen Zuwachs von 1,7 Prozent und liegt damit etwas über dem 10-Jahres-Durchschnitt. Erhöhte Kapazitäten in China und Brasilien wurden teilweise durch Rückgänge aufgrund von Trockenheit in den USA und Südeuropa ausgeglichen.

Erneuerbare Energien haben noch immer einen geringen Anteil am globalen Energieverbrauch, aber die meisten erneuerbaren Ressourcen verzeichneten 2007 ein kräftiges Wachstum. Die Ethanolproduktion stieg um 27,8 Prozent. Die weltweiten Kapazitäten für die Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie wuchsen entsprechend ihrem historischen Durchschnitt von 28,5 Prozent bzw. 37 Prozent.

Text: Erwin Halentz, Fotos: BP

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