Fußball-EM: Die Stars und ihre Autos

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Von A wie Rene Adler bis zu W wie Heiko Westermann. 23 junge deutsche Männer mit strammen (Kicker-)Beinen stehen derzeit im Blickpunkt der Öffentlichkeit vom Ost- und Nordseestrand bis zum Voralpenland bei Garmisch und Berchtesgaden. Ihre (derzeit meist weiblichen) Bewunderer verlangen von ihnen eigentlich nichts anderes als die höchst offizielle Lizenz zum Feiern. Sprich, Siege bei der derzeit in der Schweiz und Österreich stattfindenden Fußball-Europameisterschaft.

Am Mittwoch trifft Deutschlands Elite-Auswahl im Halbfinale auf die Türken. Sollte es auch in diesem Fall zum Sieg reichen, greifen Jogis Jungs am kommenden Sonntag in Wien zum EM-Titel. Von Spielort zu Spielort chauffiert wird das teure Balltreter-Personal (wenn es nicht gerade geflogen wird) mit Bussen, die am Bug der allseits bekannte Stern aus Untertürkheim ziert, auf denen aber ein großes Schild mit dem Namen des südkoreanischen Titelsponsors Hyundai prangt. So ist das eben, wenn nicht nur der Ball, sondern auch viel Geld bewegt wird: Manchmal trügt der Schein, denn nicht überall, wo Hyundai drauf steht, ist auch Hyundai drin.

Spätestens am 30. Juni, wenn die Euro 2008 der Vergangenheit angehört, werden Poldi, Schweini, und der Rest der Gute-Laune-Truppe wieder den Weg nach Hause antreten und sich von dort aus in den verdienten Urlaub machen. Dort, wo sie auch kein Public Viewing mehr hin verfolgt. Die einen vielleicht per Jet, die anderen mit dem eigenen Fahrzeug. Wobei die Fragerei beim Fußball-Volk natürlich losgeht? Was fahren denn unsere künftigen Europameister (okay, bisschen mutig, diese Prognose!) eigentlich privat? Wir haben uns auf die Suche gemacht und sind fündig geworden. Zugegeben, in den meisten Fällen könnten wir neidisch werden. Aber unsereins kann ja auch keine Flanken aus vollem Lauf schlagen, ohne sich dabei mindestens ein Bein zu brechen und erhält dafür auch noch einen (mindestens) sechsstelligen Euro-Betrag.

Aber fangen wir ganz unten, ganz bescheiden, an. Marcell Jansen, Verteidiger vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München, hat es nach eigener Aussage nicht so richtig mit Autos und außerdem möchte wegen meines Autos nicht auffallen. Tut er auch nicht, denn der blonde Schlaks fährt einen ganz gewöhnlichen VW Polo. Nicht mal getunt soll das gute Teil sein. Ebenfalls in den Wolfsburger Regalen hat sich Torwart Nr. 2, Robert Enke von Hannover 96, umgesehen und dabei einen Touran für sich gefunden. Einen Touareg aus gleichem Hause fährt Verteidiger Arne Friedrich von Hertha BSC Berlin.

Erstaunlich viele deutsche EM-Kicker pilotieren ein (in der Regel leistungsstarkes) Fahrzeug aus Ingolstadt. Das kommt daher, weil der ehemalige Audi-Chef und jetzige VW-Vorstandsvorsitzende Dr. Martin Winterkorn ein glühender Verehrer der Münchener Bayern ist. Also werden die Gehaltsempfänger der Herren Rummenigge und Hoeness mit Audi-Produkten ausgerüstet. Jedem Bayern-Spieler steht ein S8 zu, den er bei offiziellen Anlässen zu pilotieren hat. Na ja, es gibt Schlimmeres!

Doch die Ingolstädter haben neben dicken Limousinen noch etliche andere Produkte zu bieten, die gerade jungen Burschen ungeheuer viel Spaß machen können. In der Nationalelf herrscht demzufolge fast schon eine Audi-Schwemme. Verteidiger Christoph Metzelder fährt einen Q7 4.2 Tdi, Stürmer Mario Gomez ein A4 Cabrio. Ebenfalls in der Audi-Mittelklasse, allerdings etwas komfortabler und weniger preisbewusst, haben sich Torwart Rene Adler (S4 Limousine) und Defensiv-Spezialist Philipp Lahm (S4 Cabrio) nieder gelassen.

Der neue Supersportwagen R8 aus dem Ingolstädter Traum-Center hat es gleich drei deutschen Kickern angetan. Während sich der Schalker Kevin Kuranyi und Kanzlerinnen-Liebling Bastian Schweinsteiger mit dem normalen, 422 PS starken, Porsche-Killer zufrieden geben, hat sich Lukas Podolski seinen R8 von Tuner Abt noch ein bisschen schärfen lassen. Jetzt ist die Kiste wohl genau so schnell wie Poldis linker Hammer.

Auf deutsche Ingenieurskunst aus Stuttgart setzen Abwehr-Funkturm Per Mertesacker (Mercedes C-Klasse Sport Coupé) und sein Bremer Mannschaftskollege Clemens Fritz (M-Klasse). Nur einen Steinwurf weit entfernt, in Zuffenhausen, hat der Schalker Heiko Westermann, seinen Porsche Cayenne S gefunden, während Stuttgarts Thomas Hitzlsperger sich für einen Mini Cooper Works entschieden hat. Aus dem gleichen Hause, nämlich von der BMW Group, stammt der M3 des Hamburgers Pjotr Trochowski. Turbo David Odonkor tut es noch mit einem ganz normalen 3er BMW. Torwart Jens Lehmann (Range Rover Sport) und Stürmer Oliver Neuville (Jeep Grand Cherokee) hat es dagegen mehr in die Pfadfinder-Ecke verschlagen. Noblesse oblige, also Adel verpflichtet, hat sich offenbar Top-Stürmer Miroslav Klose gesagt und sich demzufolge für einen Bentley Continental entschieden.

Das Herzstück der Nationalmannschaft mit den Herren Torsten Frings und Michael Ballack glänzt bei der Wahl des automobilen Untersatzes durch die größte Exklusivität. Der Bremer Frings nennt einen individuell nach seinen Wünschen angefertigten Wiesmann Roadster mit einem 343 PS starken Sechszylinder-Motor von BMW sein eigen. Damit der Alltag mit diesem Auto auch nicht zu fade und tröge wird, hat sich der Mann mit der mächtigen Mähne auch noch einen silbergrauen Ferrari 612 Scaglietti gegönnt. Ebenfalls ein handverlesenes Stück mit dem cavalhino rampante aus Maranello fährt Kapitän Michael Ballack: Einen schneeweißen Ferrari F 430. Seinen Namen hatte das sündhaft teure Gefährt übrigens schnell weg. Als der beim FC Chelsea London spielende deutsche Mittelfeld-Stratege monatelang wegen einer Verletzung ausfiel und lediglich zum Arzt oder Physiotherapeuten unterwegs war, gab die nicht gerade zimperliche britische Yellow Press dem Gefährt den Namen: Der schnellste Krankenwagen der Welt.

Na ja, ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich mir vielleicht irgendwann mal in London den Fuß verknackse und Mr. Ballack persönlich mich zum Doc fährt. Aber die gesunden Knochen sind nicht mal eine Fahrt im schneeweißen Ferrari wert. Glauben Sie mir!

Text: Jürgen C. Braun

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