Kleines Fiat 500 A-B-C: Ein Mäuschen sorgt für Bewegung

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Autos waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa teuer und damit nur für wenige Käufer erschwinglich. In den USA zeigte indes Henry Ford mit dem legendären T-Modell, dass man Fahrzeuge preiswert produzieren konnte und ermöglichte damit breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zum Automobil. Aber auch in der alten Welt setzte sich die Idee eines Volkswagens langsam durch. Auf der Automobilausstellung in Berlin 1934 präsentierten unter dem Begriff Volkswagen beispielsweise unter anderem BMW, Mercedes, Opel und Ford preiswerte und verbrauchsgünstige Fahrzeuge. Auch in Italien arbeite man bereits an einem Auto für die Massen. Fiat-Chef Giovanni Agnelli hatte Anfang 1933 den Entwicklungsauftrag für einen Kleinwagen erteilt. Drei Jahre später wurde der Fiat 500 A vorgestellt: Ein putziges, 3,21 Meter langes Autochen mit Platz für zwei Erwachsene. Auf der Rückbank konnten entweder zwei Kinder oder 50 Kilogramm Gepäck transportiert werden. Liebevoll Topolino (Mäuschen) genannt, trat der Wagen seinen Siegeszug an. Er war damals das kleinste in Großserie gefertigte Auto der Welt und er kostet 8.900 Lire. Stoßstangen gehörten bei diesem Preis noch nicht dazu – diese waren aufpreispflichtig und die meisten Käufer verzichteten auf dieses Extra. Viel eher bestellten sie das große Rolldach. Der Vierzylinder-Motor leistete 10 kW/13 PS und beschleunigte den Wagen auf eine Spitzengeschwindigkeit von 85 km/h. Nur 535 Kilogramm wog der Fiat 500. Das gelang, weil die Aggregate rund um den Motorblock so angeordnet, dass weder eine Benzinpumpe noch eine Kühlwasserpumpe nötig waren. Sogar eine eigene Fabrik für den Bau des Autos wurde errichtet: Im Turiner Stadtteil Lingotto entstand eine neue Produktionsstätte mit einer Teststrecke auf dem Dach. Von der ersten Baureihe wurden zwischen 1936 und 1948 insgesamt 122.000 Exemplare gefertigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Fiat zunächst die Modelle von 1940 weiter. Doch schnell erkannte man, dass neue Fahrzeuge entwickelt beziehungsweise dass die alten überarbeitet werden mussten. Als erstes Auto erhielt der Topolino 1948 eine Frischzellenkur. Obenliegende Ventile steigerten die Leistung des Motors auf 12 kW/16,5 PS, die Höchstgeschwindigkeit lag damit bei 95 km/h. Trotz der gestiegenen Leistung verbrauchte das Aggregat deutlich weniger als beim alten Modell. Außerdem wurden Fahrwerk und Bremsen modernisiert. Der Topolino B erfüllte auch die Wünsche der Kundschaft nach mehr Raum. So gab es neben dem Zweisitzer eine Art Kombi. Der Fiat 500 Gardiniera Belvedere bot mir seinem langem Heck aus Holz und Kunststoff vier Personen Platz. Als weitere Variante trat der Fiat 500 B furgoncino mit einer Blech verkleideten Karosserie als Lieferwagen an. Insgesamt wurde der 500 B in nur einem Jahr Bauzeit 21.000 Mal verkauft. 1949 folgt die C-Version. Sie wurde bis 1955 gebaut und ist mit über 376.000 verkauften Exemplaren die erfolgreichste Variante des Mäuschens. Mechanisch wurde der Topolino wenig verändert, nur die Karosserie erhielt eine Überarbeitung. Der 500 C wies zum Beispiel eine serienmäßige Heizungsanlage für den Innenraum und die Entfrostung der Windschutzscheibe auf. Zwischen 1936 und 1955 liefen vom Fiat 500 mehr als 510.000 Stück vom Band. Er wurde außerdem in Lizenz von Simca in Frankreich, von NSU in Deutschland sowie von Steyr in Österreich produziert. 1957 gelang Fiat ein weiterer großer Erfolg mit dem Modell Nuova 500, das bis 1977 hergestellt wurde. Dieses wurde zum Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung Italiens. Der nuova 500 von 2007 – eigentlich der neue Neue 500 – beschert zudem gerade Fiat lange nicht gekannte positive Verkaufszahlen.

Text: Elfriede Munsch

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