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Jaguar gehört noch immer zu den richtig wohlklingenden Namen in der Autowelt. Die glorreiche Vergangenheit der Briten, errungen auf den Rennstrecken der fünfziger Jahre und durch Limousinen, die in den Sechzigern ihrer Zeit voraus waren, strahlt noch immer auf die Marke ab. Da genau liegt aber auch die Crux. Der gemeine Autokäufer kauft weder Luxus noch Vergangenheit in ausreichenden Mengen. Der will im Zweifelsfall ein schönes neues Auto. Nun sieht vor allem der XJ, immerhin das Top-Modell unter den Limousinen des Hauses und eigentlich ein Konkurrent für S-Klasse und Co, sagen wir mal, sehr traditionell aus und unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von seinem Vorgänger. Dabei verfügt er über eine leichte Alu-Karosse und bietet fast alles, was man heute von einer Luxuslimousine erwartet. Selbst ein moderner Diesel werkelt unter der Haube und hält so die Unterhaltskosten niedrig.

Unser Testwagen, ein Jaguar XJ 2,7d Executive ist gewissermaßen die Basisversion der stilvollen britischen Reiselimousine. Weniger als Voll-Leder, Holz, elektrische Memory-Sitze, Luftfederung, verstellbare Pedale und einen schönen Mehrkanalklang möchte man der Kundschaft gar nicht erst zumuten. Kurz um, der Wagen hat alles, was man braucht, wenn man es ein bisschen angenehm unterwegs haben will. Holz und Leder geben genau die richtige, britische Clubsesselatmosphäre wieder, die man in einem Jaguar erwartet.
Erstaunlicherweise passt der relativ kleine Diesel gut zur Limousine. Das Aggregat stammt von PSA und wurde von Ford für Jaguar und LandRover adaptiert. Mit 207 PS/152 kW ist er eigentlich etwas schwach für ein über fünf Meter langes Auto. Weil aber Jaguar mit Aluminium konsequent auf Leichtbau setzt, reicht die Leistung locker aus, um standesgemäß zu reisen. Zudem liefert der Diesel 435 Nm maximales Drehmoment und damit genügend Reserven für den schnellen Sprint beim Überholen. Sachgerecht, also gelassen und mit vornehmer Zurückhaltung bewegt, begnügte sich der Jag mit 9,2 Litern Diesel im Schnitt und bleibt damit rund einen Liter über der Werksangabe. Das ist für winterliche Bedingungen in Ordnung. Wenn man nicht EU-Umweltkommissar ist, findet man die CO2-Emission von 215 g/km im vertretbaren Bereich. Zudem überzeugt der Brite mit angenehmem Komfort. Die Luftfederung bügelt alles weg, was deutsche Straßen heute an Unbill bereiten. So ist die Reise im Jaguar eine der nettesten Arten, lange Strecke zurück zu legen. Verdruss bereitet allenfalls die etwas ältliche Kommunikationseinheit. Zwar wartet das System mit der Blutooth-Anbindung des Handys auf, aber selbige brach ein ums andere Mal unvermittelt zusammen. Dem Navigationssystem fehlt eine schnelle Verwertung von Verkehrsmeldungen. Hier merkt man, dass die Limousine schon ein paar Jahre Entwicklungszeit auf dem Buckel hat.

Das Gesamtbild wird davon allerdings kaum getrübt. Mit einem Listenpreis von 69.900 Euro ist der Jaguar, gemessen an seiner Vollausstattung, nachgerade ein Schnäppchen im Luxusautosegment. Wer allerdings beim Autokauf nicht auf den Euro gucken muss, nimmt heute vielleicht eine andere Marke. So bleibt der Brite ein Kleinod für Menschen mit Stil und genügend, aber eben nicht richtig viel Geld.

Text: Günter Weigel

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