Buchtipp der Woche (1)

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Bernd Ingmar Gutberlet: Tempo. Wie das Auto die Welt verändert hat.
wjs Verlag (Wolf Jobst Siedler jr.); 24,90 Euro.

Seit Herbst 2007 auf dem Markt, ist dieses Buch kurz vor Weihnachten besonders aktuell – als Geschenktipp für alle Autofans, die wissen wollen, wie sich der gesellschaftliche Siegeszug des Autos vollzogen hat. Autor Gutberlet beschreibt das nicht sachlich-trocken, sondern wartet mit vielen unterhaltsamen Beispielen auf.

Frauen und Autos – wie gut das zusammenpasst, haben clevere Werbestrategen schon Anfang des 20. Jahrhunderts herausgefunden und entsprechende Motive in Szene gesetzt. Die unabhängige Frau setzt auf den fahrbaren Untersatz – der bei seiner Präsentation noch für ungläubiges Staunen gesorgt hatte: Ein Fortbewegungsmittel, das keine Pferde brauchte, um voran zu kommen? Nur wenige Jahre später war genau diese Revolution perfekt – und attraktiv für die Mehrheit der Menschen. A propos Frauen: Einer Frau gelang auch erstmals die Umrundung der Welt per Auto – nur dass das damals noch mehrere Jahre brauchte.

Jahre brauchte es auch, bis das Auto als Fortbewegungsmittel für viele Menschen überhaupt erschwinglich wurde. In den fünfziger Jahren noch besaß in Friedrich Dürrenmatts Theaterstück vom Besuch der alten Dame nur der Bürgermeister des Städtchens ein Auto. Es war der Bürgermeister jenes Städtchens, das der Schweizer Dramatiker mit bösem Humor zum Schauplatz menschlicher Niederungen machte (und aus gutem Grund Güllen nannte). Der Bürgermeister stand für Ordnung, Respekt und moderaten Wohlstand – und diese Eigenschaften prädestinierten ihn auch zum Autobesitzer. Bis die zu Besuch weilende alte Dame eine Lawine ins Rollen brachte…

Manche mussten auch erst zu ihrem Auto-Glück gezwungen werden – wie der vom Komödianten Heinz Erhardt verkörperte Schutzmann in Natürlich die Autofahrer -der Verkehrspolizist, der nur deshalb so streng sein konnte mit den Autofahrern, weil ihm selbst jedwede Praxis fehlte. Bis er sich dann doch an der Fahrprüfung zu versuchen musste.

Im geteilten Deutschland allerdings wurde die Rolle des Autos unterschiedlich bewertet: Hier die Selbstverständlichkeit, der man in Film, Musik und Fernsehen ebenso selbstverständlich begegnete wie auf der Straße – dort das begehrte Fortbewegungsmittel, für dessen Kauf erhebliche Wartezeiten hingenommen werden mussten. Entsprechend zeigt Autor Gutberlet, wie in der DDR erheblich weniger filmische oder TV-Zeugnisse über das Auto und seine Bedeutung zu finden war. Eine der Ausnahmen: Sonja Schmidts Evergreen Ein himmelblauer Trabant aus den frühen siebziger Jahren.

Und heute? Sieht das Auto wieder spannenden Zeiten entgegen, nachdem es in den achtziger Jahren durch die populäre Öko-Bewegung als Umweltverschmutzer in die Kritik geriet, bisweilen überaus heftig. Heute wird daran gearbeitet, umweltverträgliche Konzepte nicht auf Kosten der Fahrfreude gehen zu lassen, spricht man ganz selbstverständlich von der Generation Golf.

Fazit: Rasanter als die des Autos kann eine Erfolgsstory kaum verlaufen – bedenkt man jenes Staunen über das völlig pferdefreie Fortbewegungsmittel bei dessen erstmaliger Präsentation…sehr lesenswert und kurzweilig für alle Auto-Fans.

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