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Foto 1

Jacob Forsell; Johan Erséus; Margareta Strömstedt: Astrid Lindgren. Bilder ihres Lebens.
Friedrich Oetinger Verlag; 39 Euro.

Seit Marlene Dietrich ihr Haus nicht mehr verlasse, sei sie selbst wohl die meistfotografierte alte Frau der Welt. Mit der für sie typischen Selbstironie und Bescheidenheit hat Astrid Lindgren schon vor vielen Jahren das öffentliche Interesse an ihrer Person und ihrem Leben kommentiert. Ein Interesse, das Astrid Lindgren bewusst nur in sehr begrenztem Maße befriedigte – ein (soweit überhaupt möglich) unbehelligtes Familienleben und die notwendige Ruhe für ihre Arbeit als Schriftstellerin sowie – bis 1970 – als Lektorin waren ihr wichtiger.

Am 14. November 2007 wäre Astrid Lindgren 100 Jahre alt geworden. Der Friedrich Oetinger Verlag, Lindgrens deutscher Hausverlag seit vielen Jahren, nimmt den runden Geburstatg zum Anlass, einen Einblick ins Leben seiner berühmtesten Autorin zu gewähren. Er tut es mit großem Respekt, so dass der entstandene Bildband Astrid Lindgren selbst sicherlich große Freude gemacht hätte.

Er zeigt, zum Beispiel, die Schriftstellerin und ihren Volvo – alles andere als eine einfache Beziehung. Denn Astrid Lindgren kaufte ihn zwar kurz, nachdem sie den Führerschein erworben hatte. Der Führerschein allerdings war ohnehin nur für Notfälle gedacht, und schließlich fuhr Astrid Lindgren überhaupt nicht mehr Auto. Es lag ihr schlicht und einfach überhaupt nicht, viel lieber verließ sie sich aufs Fahrrad.

Wenn sie nicht sowieso zu Fuß unterwegs war, denn bis ins hohe Alter hinein erfreute sie sich bester Gesundheit. Zu Fuß ließ sie sich denn auch mit dem Pomperipossa-Brecheisen fotografieren; mit dem Märchen von Pomperipossa, die sich unerfüllbaren Steuerforderungen ausgesetzt sah, hatte sie immerhin zur Abwahl einer Regierung beigetragen.

Freilich: Das am meisten berührende Foto ist sicherlich jenes, das Astrid Lindgren im Gespräch mit einem jungen Skinhead zeigt. Völlig furchtlos nähert sie sich ihm, streichelt ihm zwar freundlich über die Wange, ermahnt ihn aber auch sehr energisch, mit dem gefährlichen Unfug aufzuhören. Eine Ermahnung, die prompt fruchtete, denn die Sympathien der per Abstimmung beliebtesten Schwedin des Jahrhunderts wollte sich der junge Mann nicht nehmen lassen.

Die Bilder ihres Lebens zeigen Astrid Lindgren als Familienmensch, als Schriftstellerin, als Verlagslektorin und natürlich als Person von vielfachem öffentlichen Interesse. Der großformatige Bildband mit kurzweiligen Texten ist somit ein ideales Weihnachtsgeschenk für die nicht mehr ganz kleinen Lindgren-Fans. Die sind mit den Jubiläumsausgaben von Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach und allen anderen Klassikern allerdings zum runden Geburtstag der Autorin natürlich auch bedacht worden!

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