Lancia: Die Bellissima und der Kuss des Prinzen

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Familienfeiern und runde Geburtstage sind nicht immer die reine Freude, was mitunter an den Gästen liegen mag, doch auch das Geburtstagskind klagt mitunter – je nach Alter – mehr über allerlei Wehwehchen, als dass es reinen Anlass zum Ständchen geben würde. Das war bei der italienischen Automarke Lancia im vergangenen Jahr nicht anders. Da galt es, den 100. Geburtstag zu feiern, doch die Zahlen sprachen eine traurige Sprache. Was insbesondere für den deutschen Markt gilt, wo in einem Jahr, das eigentlich Glanz und Gloria beinhalten sollte, genau 2626 Fahrzeuge verkauft wurden. Dabei machte der kompakte Ypsilon den Großteil der Absatzzahlen aus, Fahrzeuge wie Thesis, Musa oder Phedra rangierten unter der Rubrik Exoten.

Dabei hat die Marke eine erfolgreiche und exzellente Vergangenheit. Vor allem im Motorsport, wo die Italiener, für die einst Rennfahrer-As Albert Ascari ins Volant gegriffen hatte, die erfolgreichste Marke der Rallyesport-Historie sind. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Lancia bereits vor mehr als zehn Jahren aus dem Rennsport ausstieg. 74 Siege bei Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft, darunter 13 Erfolge bei der legendären Rallye Monte Carlo, sprechen eine deutliche Sprache. . Viermal gewannen Rallyepiloten auf Lancia die Fahrer-WM. Traumautos wie Fulvia, Stratos oder Delta Integrale haben noch heute einen rassigen Klang.

Doch die Italiener haben mittlerweile andere Sorgen. Ihre Fahrzeuge, die im Fiat-Konzern für Begriffe wie Schönheit, edles Ambiente und Luxus stehen, tun sich schwer im Kampf gegen die internationale Konkurrenz. Im Jahr 1 nach dem runden Geburtstag aber wartet die Bellissima wieder mit aufmunternden und ermutigenden Nachrichten und Neuheiten auf. Neue Märkte sollen erschlossen werden (vor allem in Osteuropa, aber auch in Übersee), eine Modelloffensive soll der exklusiven italienischen Marke wieder zu mehr Ansehen und vor allem wirtschaftlichen Erfolg verhelfen. In der langfristigen Planung (etwa sechs bis sieben Jahre) will man statt der im vergangenen Jahr weltweit abgesetzten 120.00 Autos auf deren 300.000 kommen. Große Stücke setzt man für das nächste Jahr vor allem auf den neuen Delta, obwohl dieser weniger an die einst erfolgreiche Rallye-Vergangenheit erinnern soll. Hinzukommen soll ein kompakter SUV, so etwas wie die veredelte Variante des Fiat Sedici. Angedacht ist auch ein Coupé, das sich an die 2033 vorgestellte extravagante Studie des Fulvia anlehnen soll.

Momentan bemüht sich Lancia, die Nische in der exklusiven Nische zu finden, wie beispielsweise bei einer Sonderauflage des Ypsilon, die sich Momo Sport Design nennt. Wer sich im Kreise der Polos, Corsas und Fiestas wirklich etwas aus der Masse abheben will, der wird dort seine Philosophie von bella Italia auf Rädern verwirklicht finden. Elektrische Servolenkung und eine fernbedienbare Zentralverriegelung gehören zur Serienausstattung. Ebenso ABS, ESP sowie Front, Fenster- und Seitenairbags. Das etwas tiefer gelegte Fahrwerk unterstreicht die sportliche Note des Sondermodells.

Zur Markteinführung bietet Lancia für den italienischen Schönling drei Motoren an: Auf 105 PS Leistung bringt es der 1.3 Multijet 16 V und schafft damit 177 km/h. Nur 10 PS weniger leistet der 1,4-Liter-16V-Benziner. Der 1,3 Liter große Multijet-16v-Diesel entwickelt 90 PS und ist mit Partikelfilter ausgerüstet. Die Preisliste für das Momo-Auto, das nicht nur etwas für Mama, sondern auch für das Töchterlein ist, beginnt bei 15.650 Euro.

Text: Jürgen C. Braun

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