Erste Erfahrungen: Mercedes SLR 2007

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Von Günter Weigel

Etwas über 1.000 Menschen auf der Welt haben sich bislang einen Mercedes SLR geleistet. Das Coupé, das in Zusammenarbeit mit Formel-1-Partner McLaren in dessen Werk im englischen Woking entsteht, gehört zu den wenigen tatsächlichen Supersportwagen. Damit die Glücklichen, die sich ein solches Gefährt in die Garage stellen können, nun auch beim Fahren einen Platz an der Sonne haben, gibt es den SLR Roadster.

Technisch ist der offene Zweisitzer mit dem Coupé identisch. Ein stabiles Kohlefasermonocoque dient als Fahrgastzelle, an der typische Sportwagenzutaten wie Dreiecksquerlenker, Keramikbremsen und ähnliches angebracht sind. Im Unterschied zum Coupé hat der Roadster einen zusätzlichen Stahlbügel in der A-Säule, um die Sicherheit bei einem Überschlag zu gewährleisten. Das Monocoque sorgt dafür, dass der Roadster ähnlich verwindungssteif ist wie das Coupé und für offene Fahrzeuge diesbezüglich als Maßstab gelten darf.

Der Motor ist als Frontmittelmotor hinter der Vorderachse untergebracht. Als kleine Besonderheit leistet sich der SLR seitliche Auspuff-Endrohre. Diese Sidepipes enden schon vor der A-Säule. Damit genießt der Fahrer auch akustisch das volle Klangspektrum des Kompressor-Achtzylinders. Während das Coupé ein verkappter Rennwagen ist, verfügt der Roadster über Cruiser-Gene. Man kann richtig schnell fahren, aber man muss nicht. Im Grunde genommen braucht man die 460 kW/626 PS nur, wenn ein Auto die Aussicht versperrt und deswegen überholt werden muss. Ein Tipp aufs Gaspedal und die Fuhre schießt davon. In nur 3,8 Sekunden ist der Standardsprint auf 100 km/h erledigt. Die 200er-Marke wird nach 10,9 Sekunden passiert und wer will kann innerhalb einer halben Minute auch 300 km/h schnell fahren. Bei 332 km/h ist dann Schluss mit lustig. Das geht alles auch offen und fühlt sich, abgesehen vom tosenden Orkan, erstaunlich unspektakulär an. Dank Mercedes Fünfgang-Automatik fährt sich der Supersportler genauso einfach wie ein handelsüblicher SL, nur vielleicht eine Spur exakter und mit viel schönerem Klang. Die Symphonie aus Ansaug- und Auspuffgeräusch lässt keinen kalt, der nur ein bisschen Benzin im Blut hat. Das Klangspektrum reicht vom klassischen V8-Brabbeln bis hin zu fauchenden Rennboliden. Beim Beschleunigen wähnt man eine Horde Hells Angels auf älteren Harley Davidson unter der Motorhaube eingesperrt.

Der Fahrspaß geht einher mit einem Mindestmaß an Komfort. Die Sitzanlage lässt sich individuell den Wünschen und Bedürfnissen des Fahrers anpassen wie auch das ganze Fahrzeug sehr weit individualisierbar ist. Statt des bei Mercedes üblichen Command-Systems verfügt der SLR nur über eine einfache Radionavigation.

Mit Vernunft ist ein solches Fahrzeug nicht zu messen, weshalb man über den Verbrauch (14,5 Liter) ebenso gnädig hinwegsehen sollte wie über den Preis. 493.850 Euro sind mit rationalen Maßstäben nicht zu rechtfertigen. Trotzdem wird sich wohl fast jeder der Coupé-Käufer auch einen Roadster zulegen. Es sei Ihnen gegönnt und da die wenigsten SLR viel bewegt werden, bleibt auch die Umweltbelastung in Grenzen.

Text: Günter Weigel

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