Buchtipp der Woche

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Tori Amos/Ann Powers: Seelentanz.
Iron Pages Verlag; 19,90 Euro.

Zusammen mit ihrer Freundin und Co-Autorin Ann Powers öffnet Tori Amos den Lesern ihr tiefstes Inneres: Künstler versus Analytiker. Ann Powers: Nun, es stimmt, daß jeder von uns erwartet, daß wir Feinde sind. Und in mancher Hinsicht sind wir das auch. Mein Job ist Interpretation. Deiner ist Kunst, die oftmals aus Mysterien Nutzen zieht … Tori Amos: Ann und ich beschlossen, unsere Rollen auf das Wesentliche zu reduzieren.

Die Sängerin zählt die Gemeinsamkeiten auf: Wir sind beide Frauen, die als Feministinnen in den Sechzigern geboren wurden. Wir sind beide verheiratet. Wir sind beide Mütter. Wir sind beide in der Musikindustrie tätig. Traditionell sind wir Feinde. Doch damit dieses Projekt erfolgreich sein konnte, musste ich Ann erlauben, Tori Amos zu entblößen. Und Tori Amos' inneren Kreis. Und mich.

Umgekehrt sagt Ann Powers: Als Tori mich bat, mit ihr an diesem Projekt mitzuarbeiten, kamen wir schnell überein, daß die typischen Star-Memoiren keinen Sinn machen würden. Autobiographien implizieren Endgültigkeit. Du bist noch nicht tot, hast aber genug erlebt, um daraus Schlüsse zu ziehen. Tori wusste, daß ihr kreatives Leben sich immer noch entfaltet. Davon abgesehen wollte sie in ihrer kommunikativen Art ein Buch anbieten, das einen Austausch von Ideen in Gang setzt; nicht nur über ihre Karriere, sondern über die Rolle eines Künstlers im allgemeinen, und wie Muse und Musik unter widrigsten wie idealen Bedingungen überleben.

Seelentanz ist alles andere als eine der Celebrities-Biographien, die von Schlagzeile zu Schlagzeile zu hechten versuchen. Angenehmerweise ist es auch kein Fan-Buch, keine Huldigung, sondern ein ungewöhnliches Projekt zweier ungewöhnlicher Frauen.

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