Mit „Caratsch“ fing alles an.

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Am Montag feiert der Nürburgring seinen 80. Geburtstag – Ein Kind der Erwerbslosenfürsorge.

Gedacht war er als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Armenhaus von Deutschland. Doch dass sie berufen waren, eine Rennstrecke in die karge Eifellandschaft zu setzen, die in die Geschichte eingehen sollte, das war keinem der Heerscharen von Arbeitern seinerzeit bewusst. Was am 27. September 1925 mit der Grundsteinlegung begann, endete am 18. Juni 1927 mit dem ersten Rennen: Am kommenden Montag feiert der Nürburgring Geburtstag: Die Grüne Hölle wird 80.

Arbeit war das, was die Menschen in der von den großen Verkehrswegen noch abgeschnittenen Eifel-Landschaft damals am wenigsten hatten und am nötigsten brauchten. Broterwerb, um sich und ihre Familien zu ernähren. Dessen eingedenk gründete im Jahr 1925 der Landrat Dr. Creutz in Adenau einen ADAC-Ortsclub und forcierte den Bau einer Rennstrecke, die für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen sollte. Am 27. September des gleichen Jahres legte der damalige Oberpräsident der Rheinprovinz, Dr. Fuchs, den Grundstein für die Renn- Test- und Prüfstrecke Nürburg-Ring (damals noch mit Bindestrich geschrieben).

Zeitweise verdienten bis zu 3.000 Menschen im Rahmen der Erwerbslosenfürsorge, wie es in einem Beschluss des Kreistages Adenau hieß, ihr täglich Brot und am 18. Juni 1927 war es soweit: Mit dem internationalen Eifelrennen des ADAC wurde die neue Rennstrecke eröffnet. Sieger wurde ein Mann, der die gleiche Berühmtheit und Popularität erlangen sollte, wie die neue Rennstrecke: Rudolf Caracciola, der Hotelierssohn aus Remagen am Rhein, der als Caratsch in die Motorsport-Geschichte eingehen sollte.

Und noch eine Legende wurde auf dem Nürburgring geboren. Vor dem Eifelrennen 1934 kamen der legendäre Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer und sein Fahrer Manfred von Brauchitsch auf die Idee, ihrem beim Wiegen um genau 751 Gramm zu schweren W 25 den damals üblichen weißen Lack abzukratzen, um auf das geforderte Limit von 750 Kilogramm zu kommen. Es war die Geburtsstunde der Silberpfeile. Caracciola, Bernd Rosemeyer, oder Tazio Nuvolari, der fliegende Mantuaner: Sie schrieben in den 30er Jahren die Geschichte des Rings, der nach dem Ende des zweiten Weltkriegs von den schweren Ketten amerikanischer Panzer zerstört wurde. Doch die französische Militärregierung befürwortete dessen Wiederaufbau. Bereits 1949 wurde auf der Nordschleife wieder gefahren.

Es folgten gut zweieinhalb Jahrzehnte, die geprägt waren von großen Rennen und eben solchen Namen: Wolfgang Graf Berghe von Trips, Juan Manuel Fangio, Jim Clark, um nur drei aus der Ahnengalerie auf zu zählen. Ihren Namen, unter dem die Rennstrecke zu einem Markenzeichen werden sollte, verdankt sie jedoch einem anderen: Wer sagt, er habe auf dieser Strecke keine Angst, ist langsam, formulierte es der dreifache Formel-1-Weltmeister, der Schotte Jackie Stewart und schuf die Bezeichnung von der Grünen Hölle.

1976, nach dem schweren Unfall des Österreichers Niki Lauda, musste sich der Nürburgring, dessen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr zeitgemäß waren, von der Formel 1 verabschieden. Acht Jahre später wurde auf dem Terrain der alten Südschleife die neue, 4,5 Kilometer lange Grand-Prix-Strecke eingeweiht. Mittlerweile beträgt deren Länge, nach dem Bau der Mercedes-Arena, 5,1 Kilometer. Doch wer heute vom Nürburgring spricht, der meint immer noch die Nordschleife. Begriffe wie Hatzenbach, Karussell, Schwalbenschwanz oder Döttinger Höhe wurden zum festen Begriff im Sprachgebrauch des Motorsports. Und sind es geblieben. Bis heute, 80 Jahre nach dem ersten Rennen.

Text: Jürgen C. Braun

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