Buchtipp der Woche

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Astrid Lindgren: Lesebuch zum 100. Geburstag.
Friedrich Oetinger Verlag (gegen Schutzgebühr, ca. 3 Euro, über den Buchhandel zu beziehen)

Superlative sollte man eher sparsam verwenden, doch auf Astrid Lindgren trifft einer zweifelsohne zu. Die sicherlich berühmteste und einflussreichste Kinderbuchautorin der Welt wäre am 14. November 2007 100 Jahre alt geworden. Doch der Oetinger Verlag, von Anfang an Lindgrens Hausverlag im deutschen Sprachraum, stellt das ganze Jahr ins Zeichen der Erfinderin von Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach, Kalle Blomquist und vieler anderer liebenswerter Charaktere, die seit über fünfzig Jahren Kinder in aller Welt begeistern. Erwachsene, die sich ein Stück ihres Kindseins bewahrt haben, selbstverständlich auch.

Zu den Neuerscheinungen, die schon lange vor dem Ehrentag erhältlich sind, gehört ein Lesebuch, das gegen eine Schutzgebühr (ca. 3 Euro) abgegeben wird und über den Buchhandel bezogen werden kann. Darin wird Astrid Lindgren kurz und prägnant porträtiert, mit ihrem Leben und ihrem Wirken. Oetinger-Verlagschefin Silke Weitendorf und die langjährige Lindgren-Weggefährtin Kerstin Kvint würdigen – unter anderem – die Kinderbuchautorin.

Doch halt: Die mit zahlreichen, nahezu zahllosen Auszeichnungen versehene Autorin war alles andere als eine harmlose Märchentante, die nur putzige Geschichten erzählte. 1976 entlarvte sie das schwedische Steuersystem, Säule des vielgerühmten Wohlfahrtsstaats, als puren Humbug und Augenwischerei – mit dem Märchen Pomperipossa in Monismanien. Dass der seinerzeit amtierende Finanzminister der Autorin öffentlich – wenngleich in vermeintlichen freundlichen Worten – empfahl, sich doch besser aus der Politik herauszuhalten, förderte die Beliebtheit der Politiker nicht sonderlich. Am Ende der Debatte stand ein Regierungwechsel. Dass Astrid Lindgren auch zu Fragen der Familienpolitik und des Kinderschutzes öffentlich Stellung nahm, verwundert nicht, schöpfte sie ihre Kraft doch lebenslang aus einer glücklichen Kindheit als Bauerstochter in Smaland, als die sie sich ohnehin stets in der ihr eigenen Bescheidenheit sah. Und als sie 1978 – als erste Kinderbuchautorin – mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, galt ihre Dankesrede wohl schon als zu gewagt: Immerhin wurde ihr nahegelegt, sie besser nicht zu halten – für einen solchen Fall freilich hätte Astrid Lindgren auf den Preis verzichtet. Das Wagnis von damals trug den Titel Niemals Gewalt und hat bis heute Gültigkeit.

So gibt dieser Almanach eine gute Gelegenheit, nicht nur eine Zeitreise (vielleicht in die eigene Kindheit) zu unternehmen, sondern auch eine fast unglaublich vielseitige Autorin (wieder) zu entdecken. Nicht zuletzt zeugt das Büchlein von der Liebe des Verlags zu seiner Autorin. Und darauf kommt es wesentlich an. Nicht nur beim Büchermachen.

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