Test-Tour: Porsche Carrera 4

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Porsche fahren im Winter? Kein Problem seit es die großen allradgetriebenen SUVs des Hauses gibt. Aber ein richtiger Porsche ist doch eigentlich nur der 911 und auch der macht im Winter richtig Spaß. Angst vor dem vermeintlich giftigen Heckantrieb braucht man nicht zu haben, weil es den Sportwagenklassiker ja auch mit Allradantrieb gibt. Als Carrera 4 trat er im milden Winter zum Alltagstest an.

Eigentlich wollten wir ausprobieren, wie sich der Allrad-Elfer auf Schnee macht. Der Motor auf der Hinterachse sorgt ja schon beim normalen Porsche für super Traktion, beim Carrera 4 wird ein kleiner Teil der Energie auch an die Vorderachse abgegeben, was sich vor allem auf kurvigem Geläuf stabilisierend bemerkbar macht. Statt Schnee gab's Regen und Kyrill, Glätte bedingte Traktionsprobleme konnten also gar nicht auftreten. Entsprechend unproblematisch fuhr sich unser Alltags-Porsche. Der Charakteristik des Heckmotorsportlers bleibt auch beim Carrera 4 vorhanden, weil die Gewichtsverteilung einfach nicht so ausgewogen ist, wie beispielsweise bei einem Mittelmotor-Auto. Porsche-Fans wollen das genau so und die gelegentlichen Porsche-Fahrer kommen mit dem narrensicheren Fahrwerk auch zu recht. Einzig Kyrill brachte den Schwaben-Sportler mit seinen Böen schon mal leicht aus der Spur, aber davon waren andere Autos viel stärker betroffen.

Der Carrera 4 ist heutzutage gewissermaßen der Basis-Elfer, wenn man bei 325 PS von Basis reden kann. Seit der Einführung der aktuellen Baureihe mit dem internen Kürzel 997 gibt es bekanntlich für leistungshungrige jeweils eine S-Variante mit mehr Pferdchen unter dem kurzen Heckdeckel. Der normale Carrera ist ganz klar die Wahl der Vernunft. Schnell, souverän und sogar leidlich sparsam gibt sich der 3,6 Liter Boxer. Unser Durchschnittsverbrauch mit Winterreifen, Allradantrieb und Automatik lag bei 11,8 Litern. Etwa 1,5 davon dürften auf Reifen und Allradtechnik zurück zuführen sein. Das ist für einen Sportwagen mit diesem Potential absolut in Ordnung, wenngleich man damit bei der aktuellen CO2-Diskussion natürlich nicht punkten kann. Als Öko-Auto war der 911 auch noch nie gedacht.

Auch als komfortabler Reisewagen ist der Porsche nicht konstruiert worden, aber mittlerweile beherrscht er diese Disziplin mit Bravour. Wer die obersten Temporegionen über 200 km/h meidet, kommt entspannt ans Ziel. Unser Testwagen war mit der Fünfstufen-Tiptronik ausgerüstet. Das ZF-Getriebe ist lernfähig, passt sich der fahrdynamischen Stimmung des Fahrers an und wählt fast immer die richtige Fahrstufe. Auf kurvigen Bergsträßchen schaltet es passend herunter und hält auch in der Kurve den gang. So soll es sein. Die Sitze sind über jede Kritik erhaben, die Verarbeitung des Interieurs auf hohem Niveau, allerdings war der Testwagen auch mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt.

Das treibt natürlich den ohnehin schon hohen Preis so richtig nach oben. Zum unbescheidenen Grundpreis von 86.126,25 Euro addieren sich noch allerlei Nettigkeiten wie Ledersitze, Navi oder ein Heckscheibenwischer, was das Auto dann locker in den sechsstelligen Bereich treibt. Schön für Porsche, denn die Zuffenhausener verdienen gut an den Autos, Pech für Fans, die nur von Porsche träumen können. Ein Traumauto bleibt der 911 auch in seiner aktuellen Form in jedem Fall.

Text: Günter Weigel

Scroll to Top