Rückblick: Das Autojahr 2006 – Verkaufen und Parken

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Es geht aufwärts. Endlich legte der Pkw-Markt in Deutschland mal wieder nennenswert zu und das nicht nur, weil die drohende Mehrwertsteuererhöhung zu vorgezogenen Käufen führte. VW wächst trotz Führungskrise um fast zehn Prozent und behauptet souverän Platz eins vor Mercedes, Opel, Audi, BMW und Ford. Um den Platz des besten Importeurs liefern sich Renault und Toyota ein Kopf an Kopf Rennen. Renault hat trotz eines Minus von rund zehn Prozent knapp die Nase vor den Japanern, die fast zehn Prozent zulegten und auf dem Weg zum weltweit größten Hersteller kaum mehr zu bremsen sind. Sieger und Verlierer, Tops und Flops lassen sich aber nicht nur an der Zulassungsliste des Kraftfahrtbundesamtes ablesen. Neuvorstellungen und Unternehmensmeldungen hielten die Motorredaktion das ganze Jahr über auf Trab.

Zu den großen Themenblöcken gehörte, wie schon 2005, die Hybridtechnik. Allerdings setzte sich 2006 bei immer mehr Herstellern die Erkenntnis durch, dass man langsam mal auf den von Toyota angeschobenen Zug aufspringen müsste. Die Japaner selbst befeuern das Thema mit Hochleistungslimousinen mit derzeit 345 PS. Unter dem nicht offiziellen Motto Spaßauto statt Ökomobil soll eine breitere Basis für die immer noch innovative Technik gefunden werden. Die deutsche, eher dieselorientierte Autoindustrie konterte im Laufe des Jahres mit einer Bluetec-Initiative. Unter dem Kürzel laufen Hightec-Diesel mit Harnstoff-Filter, die auch fast alle US-Abgashürden nehmen. Hinzu kam eine außergewöhnliche Dieselwerbung von Mercedes. Die Stuttgarter schickten 36 E-Klasse-Modelle auf die lange Reise von Paris nach Peking, um weltweit für den Diesel als Motor der Zukunft zu werben. Nebenbei fielen auch ein paar Lorbeeren für E-Klasse ab, deren Facelift im Sommer alle bisherigen Probleme vergessen machen soll. Nicht zufällig endete die Tour pünktlich zur Peking Motor Show, womit wir beim nächsten großen Thema wären: den Chinesen. Was wollen sie, was können sie? lauteten die Fragen. Zuerst einmal wollen sie mobil werden und so entwickelt sich China zum zweitgrößten Automarkt der Welt. Doch statt brav den traditionellen Herstellern das Geschäft zu überlassen, bauen die Chinesen lieber selbst. In allerlei Joint Ventures wird knowhow erzeugt und mittlerweile entsteht eine bunte Angebotspalette, die sogar nach Europa exportiert wird. Die erste Fahrvorstellung eines chinesischen Autos zeigte allerdings den ungenügenden Stand der Dinge auf. Nachdem schon der Versuch, den Geländewagen Landwind als Billig-Offroader zu platzieren, am erbärmlichen Crashtestergebnis scheiterte, dürfte auch Brilliance mit einer Limousine im E-Klasse-Format nicht viel weiter kommen, auch wenn der Importeur vollmundig 15.000 Autos jährlich in Europa absetzen will. Zwei Sterne im EURO-NCAP sind heute deutlich zu wenig, zumal man für die geforderten 19.000 bis 23.000 Euro auch schon ein modernes richtiges Auto bekommt. Nichts desto trotz dürfte aus China über kurz oder lang einiges an Fahrzeugen kommen, was auch dem Stand der Technik entspricht.

Wo der hingeht zeigt aktuell der große Lexus LS, der mit Assistenzsystemen voll gestopft ist und derzeit wohl als sicherstes Auto der Welt gelten darf. Der Luxusliner parkt auch selbst ein, womit wir beim nächsten Trend wären. Zum Autofahren gehört auch das Abstellen des Autos und da scheinen immer mehr Lenker und Lenkerinnen zu schwächeln, weshalb die Industrie den Park-Assistenten erfunden hat. Der schafft es, mal schnell mal weniger schnell, das Auto in Parklücken zu stellen, wo der geübte Fahrer rein fährt, Brötchen holt und wieder raus fährt bevor der Park-Assistent fertig ist. Nicht immer nachzuvollziehen ist auch der Trend zur dritten Sitzreihe zu lasten des Kofferraums. Bei durchschnittlich 1,3 Kindern pro Familie fehlt einfach der Nachwuchs für die Mini-Vans, trotzdem erfreuen sich diese Autos wachsender Beliebtheit. Was machten eigentlich die Billig-Autos, die vor einem Jahr für Wirbel sorgten: der Dacia verkaufte sich in Deutschland bis Ende November 5.566 mal. Das ist kaum der Rede Wert und reicht gerade mal für Platz 31 unter den Automarken.

Text: Günter Weigel
Fotos: Hersteller, Archiv, Werner Poggenpohl

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