Elektronik: Impulse im Auto – und für die Auto-Entwicklung

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Elektronik ist der zentrale Treiber für beinahe alle neuen Funktionen im Auto. Bis 2015 wird der Markt für Elektrik und Elektronik im Auto weltweit um 5,9 Prozent pro Jahr auf 230 Milliarden Euro wachsen und schließlich über 30 Prozent des Fahrzeugwertes ausmachen. Besonders gefragt sind elektronische Funktionen, von denen der Fahrer direkt profitiert: Sicherheit, Unterhaltung, Information und Bequemlichkeit. Das sind Ergebnisse der jüngsten Mercer-Studie. Bereits heute haben Autoelektronik-Zulieferer eine höhere Profitabilität als der Durchschnitt der Automobilhersteller. Während die Branche insgesamt eine Umsatzmarge von 4 Prozent erzielt, liegt der Gewinn von Elektronik-Zulieferern teilweise bei über 7 Prozent vom Umsatz.

Das Wachstum für Autoelektrik und -elektronik resultiert vor allem daraus, dass sich bereits existierende Anwendungen der Oberklasse in untere Marktsegmente ausdehnen. Zudem kommen innovative neue Features hinzu. Das stärkste Wachstum zeigt dabei die Elektronik für den Innenraum, das um sieben Prozent jährlich zulegen kann. Innenraum heißt: Infotainment-Anwendungen, Displays und verschiedene Komfortfunktionen. In Zukunft werden Navigationsssysteme auch Verkehrslast, Baustellen und Verkehrszeichen berücksichtigen.

Knapp sechs Prozent Wachstum wird es in den Segmenten Chassis und Karosserie geben. Hier finden sich Elektronik-Anwendungen wie aktive Federung, ABS, ESP und adaptive Lenkung sowie intelligente Scheinwerfer, aktive Sicherheits- und Fahrerassistenzsysteme. Die Systeme in Chassis und Karosserie erhöhen neben dem Komfort insbesondere die Sicherheit. Bald werden Autos selbstständig einparken können und für die Autobahn wird es Spurhalte- und Spurwechselassistenten geben. Künftige Stop-and-go-Automatiken werden in Stausituationen automatisch dem vorausfahrenden Auto folgen können.

Aber in den Segmenten Elektronik für Antriebsstrang und Motor sowie Elektrik und Bordnetz wird ein Wachstum von 4,9 bis 5,5 Prozent zu verzeichnen sein. Haupttreiber der Entwicklung ist der Trend zu treibstoffsparenden und umweltfreundlicheren Antrieben, vor allem die Hybridtechnologie. Durch ihren zusätzlichen Elektroantrieb benötigen Hybridautos neue Elektrik- und Elektronik-Komponenten.

Neben Elektronik-Funktionen wird eine zweite Quelle zunehmend wichtiger, die außerhalb des klassischen Fahrzeugbaus liegt. Neue Entwicklungen aus der Konsumgüterelektronik, ais dem Internet und der Kommunikationstechnik, die kontinuierlich den Alltag verändern, werden auch im Auto Anwendung finden: iPods, WLAN und elektronische Mautsysteme…

Europa und Japan werden in der Automobilelektronik in den nächsten Jahren führend bleiben. Der asiatische Markt wird künftig immer wichtiger werden. In China wird sich aufgrund des starken Wachstums im Bereich Elektronik (PC, Konsumgüterelektronik, Halbleiter etc.) und durch das hohe Interesse an Automobiltechnologie der Bereich Automobilelektronik dynamisch entwickeln.Ein zentrales Branchenthema stellt die zukünftige Standardisierung der Elektronik-Architektur im Auto dar.

In den vergangenen 20 Jahren ist die Elektronik im Auto von System zu System gewachsen. Dies hatte zu massiven Qualitätsproblemen durch die hohe Funktionsvielfalt und Komplexität geführt. In den vergangenen ein bis zwei Jahren gelang die Kehrtwende: Viele neue Fahrzeugmodelle – insbesondere von deutschen Herstellern – erreichen sehr gute Werte bei der Zuverlässigkeit. Dennoch kommen bestehende Architekturen immer mehr an ihre Grenzen. Selbst in einem Kleinwagen finden sich mittlerweile an die 20 Steuergeräte, in der Oberklasse sind es bis zu 70. Sie steuern den Motor oder regeln die Stoßdämpferabstimmung, kontrollieren Funktionen wie die Fensterheber oder halten das Autoklima konstant. Die Mehrzahl der von Mercer im Rahmen der Studie befragten Experten glaubt derzeit, dass sich die Zahl der Steuergeräte in den nächsten Jahren annähernd halbieren lässt.

Text und Fotos: Erwin Halentz

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