Nicht immer funktionieren deutsch-französische Gemeinschaftsprojekte reibungslos. Gerangeleien um Kompetenzen, Auftragsvergabe und Fertigungsprozesse können zu Verzögerungen und Verdruss auf beiden Seiten führen. Die Zusammenarbeit zwischen dem französischen PSA-Konzern und BMW bei der Entwicklung und dem Bau neuer Motoren dagegen scheint gut zu funktionieren. Brezel und Baguette, Bier und Bordeaux haben hier zueinander gefunden.
Als erstes Fahrzeug profitiert der Peugeot 207 von der Motorenkooperation. Ab sofort gibt es den kleinen Löwen mit einem 1,6 Liter Turbomotor mit 110 kW/150 PS. Nach dem Motto weniger ist mehr ist das Aggregat ein Produkt der Down-Sizing-Philosphie, wie es VW mit den modernen FSI-Motoren vorgemacht hat. Statt großvolumiger Aggregate geht der Trend zu kleinvolumigen, dafür aber leistungsstarken High-Tech-Motoren.
Der Vierzylinder stellt schon im unteren Drehzahlbereich zwischen 1.400 und 3.500 Umdrehungen sein maximales Drehmoment von 240 Nm bereit. Damit verfügt er zwar nicht ganz über die bullige Kraftentfaltung moderner Dieselaggregate, ist aber für einen Benziner sehr antrittsstark. Ein Turboloch konnte bei ersten Testfahrten nicht bemerkt werden. Das liegt an einem Twin-Scroll-Turbolader, der schon bei 1.000 Umdrehungen einen Druckaufbau ermöglicht, so dass bereits wenig über Leerlaufdrehzahl 156 Nm abrufbar sind. Hinzu kommt eine effiziente Direkteinspritzung, die den Durchschnittsverbrauch auf gemäßigte sieben Liter begrenzt. (Spitze: 210 km/h) Das Fahren mit dem Turbo-Löwen macht Freude. Man kann schaltfaul dahin reisen oder schnell und flott über kurvige Straßen eilen. Allerdings ist es schade, dass es nur eine Fünfgang-Schaltung gibt. Gerade bei langen Autobahnfahrten vermisst man einen sechsten Gang, der sicherlich auch zur Geräuschdämmung beitragen könnte. Der Wagen ist trotz einer etwas härter abgestimmten Federungsdämpfung nicht unbequem. Wer es richtig sportlich mag, muss auf den neuen 207 RC warten. Dieser hat dann den 1,6 Liter Motor mit 175 PS an Bord und wird insgesamt sportiver ausgelegt sein. Dieses Aggregat baut BMW übrigens auch im Mini Cooper S ein.
Der leistungsstarke 207 ist zurzeit nur mit der höchsten Ausstattungsversion erhältlich. Ab 19.300 Euro für den Dreitürer erhält der Kunde ein großes Glasdach, eine Klimaautomatik, Kurvenlicht, CD-Radio, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und ESP. Der Fünftürer kostet 700 Euro Aufpreis. Peugeot rechnet mit rund 800 Interessenten jährlich für den schnellen Löwen. Für die Kundschaft, die es nicht so eilig hat, hat Peugeot nun endlich den 1,4-Liter Basismotor mit 54 kW/73 PS im Angebot. Für diesen werden sich wohl die meisten Kunden entscheiden. Mit einem regulären Grundpreis ab 11.750 Euro bewegt sich die Preisgestaltung auch eher im Kleinwagenbereich.
Text: Elfriede Munsch