Test-Tour: Opel Tigra Twin Top

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Mit dem Tigra machte Opel Mitte der Neunziger Jahre vor allem bei jungen Leuten Jagd auf Modelle wie etwa den Ford Puma. 2000 verschwand der putzige Zweisitzer aus dem Straßenbild. Mit der offenen Version als Coupé-Cabrio mit Namen Twin Top haben die Rüsselsheimer allerdings den richtigen Dreh gefunden. Wir fuhren die 125 PS starke Variante Sport.

Mercedes hatte es mit dem SLK vorgemacht, Importeure wie Peugeot zogen mit 206 CC und 307 CC nach. Als zweiter deutscher Hersteller hatte sich Opel an die verwandlungsfähige Version eines kleinen Sportcoupés gemacht. Je nach Laune, je nach Witterung mal geschlossen, mal offen. Der ultimative und kostengünstige Fahrspaß für zwei Personen sollte dabei herauskommen.

Keine Frage, ein bisschen was an Optik vom alten Tigra steckt auch in der Comeback-Version: Kompakte Proportionen, kantige Keilform. Ziemlich muskulös wirkt der Zweisitzer, den die Zielgeneration vielleicht mit dem Kunstnamen Summer-Fun-Cruiser bedenken würde. Was so viel bedeutet wie: Die Sonne scheint, ich hab Spaß, ich geb Gas.

Unsere ersten Erfahrungstage mit dem Tigra Twin Top beschränkten sich mangels erwärmender Temperaturen auf die geschlossene Variante. Was uns als Erstes auffiel: die hohe Gürtellinie und die flachen Seitenfenster beeinträchtigen die Rundumsicht etwas.

Der Spaßfaktor kommt dann auf, wenn man dem Kleinen die blecherne Mütze auszieht. Dazu werden einfach die beiden Dachverriegelungen gelöst, der Verdeckschalter betätigt und innerhalb von 18 Sekunden haben fünf Elektromotoren aus dem Coupé einen flotten offenen Flitzer gemacht. In diesem Zustand gibt der Kofferraum zwar 190 seiner ursprünglich einmal 440 Liter Volumen preis, doch zwei Getränkekisten und eine große Reisetasche (oder deren zwei ohne Getränke) passen spielend herein. Den Rest besorgt ein 70 Liter großes Staufach hinter den Sitzen.

Das 1,8-Liter-Triebwerk mit 125 PS ist aus dem Corsa GSi bekannt. Das heißt, es entwickelt viel Drehfreude, erlaubt ein sportliches, aber dank seines ausgeglichenen Drehmomentverlaufs auch ein schaltfaules Fahren. Womit wir wieder beim oben erwähnten Cruisen wären. Das Fünfgang-Getriebe erschien uns, bedient man den kleinen Hebel nicht mit äußerster Sorgfalt, ein wenig widerborstig und hakelig.

Das straffe DSA-Fahrwerk (DSA steht für Dynamic Safety Action) ist dem Tigra Twin Top Fall wie auf den Leib geschneidert. Unbewusst kommen bei der beschleunigten Vorwärtsbewegung Erinnerungen an den Ur-Tigra hoch. Der Open Opel reagiert präzise auch auf kleinste Lenkbewegungen, nickt und wankt nicht und verrät keine Tendenz zum plötzlichen Ausbrechen. Obwohl mit 1.265 Kilogramm nicht unbedingt ein Leichtgewicht in dieser Kategorie, macht er einen im wahrsten Sinne umgänglichen Eindruck. Das hohe Leergewicht resultiert in erster Linie aus zahlreichen Querstreben und Rohrverstärkungen, die dem Tigra Twin Top auch als Cabrio zu einer hohen Torsionssteifigkeit verhelfen.

Angesichts der kompakten Außenmaße geht es im Fahrgastraum noch recht geräumig zu. Das trifft vor allem für den Fahrer zu, der es sich in der asphärisch geformten Mulde hinter dem Lenkrad richtig gehend bequem machen kann. Die Rüsselsheimer haben dem Blitz-Zwerg ein zeitgemäßes Sicherheitssystem verpasst. ABS mit Bremsassistent und ESP sind ebenso serienmäßig wie Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer sowie auskuppelnde Sicherheitspedale.

204 km/h Höchstgeschwindigkeit und 9,4 Sekunden für den Sprint von Null auf 100 gibt der Hersteller für den 1.8-Liter-Vierzylinder, der EURO 4 erfüllt, an. Doch das Auto ist nicht auf Maximalleistungen ausgelegt, sondern auf den flotten Wechsel auf der Landstraße. 8,2 Liter Kraftstoff führten wir unserem Testfahrzeug auf 100 Kilometer zu, dieser Wert liegt etwa acht Prozent über der Herstellerangabe.

Die Preise für den Tigra Twin Top, den es auch mit einer 1,4-Liter-Benzinvariante und als 1,3 CDTI gibt, liegen zwischen 17.185 und 20.855 Euro.

Text: Jürgen C. Braun

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