Ob in Good Old Europe eines ihrer Autos verkauft wurde, das interessierte die Cadillac-Manager eigentlich ein ganzes Jahrhundert lang so viel, als ob in Kentucky ein Sack Weizen umgefallen wäre. Doch die Zeiten sind härter geworden, und deswegen hat man nun auch den Markt in der alten Heimat ins Auge gefasst. Bestes Beispiel dafür: der neue BLS.
Die Mittelklasse-Limousine hat neben den amerikanischen auch ein paar deutsche und ein paar schwedische Gene im, unter und um das Blech herum. Technisch ist er mit dem Opel Vectra und dem Saab 9-3 verwandt. Doch Vectra hin oder her: die Amis wollen mit dem BLS schon eine Oktave höher auf der Tonleiter mitspielen. Mercedes C-Klasse, BMW 3er, Audi A4 oder Jaguar X-Type. In diese Richtung soll's gehen.
Der Cadillac BLS wirkt mit großen, vielleicht auch groben Flächen, stark konturierten horizontalen Linien und einem weiträumig gerasterten Kühlergrill so ein bisschen, als habe man versucht, die voluminösen Formen, die im Land der Straßenkreuzer an der Tagesordnung sind, etwas zu europäisieren. Manchmal erweckt das den Anschein, als habe man noch ein paar Zentimeterchen Blech im dunklen Verlies eingesperrt, die irgendwo unter Karosserie quietschen: Hilfe, ich will hier raus.
Im Innenraum wird's ein wenig nach dem Geschmack Hägars. Manches an Komponenten hat man auch schon bei Saab gesehen. Die Elemente beißen sich jedoch nicht mit der freiwillig gewählten Design-Kastratur der Außenhaut. Es passt, auch wenn es nicht sonderlich spektakulär ist. Ein Walter da Silva hätte bei näherem Hinsehen vielleicht doch einige berufliche Selbstzweifel gehabt. Aber der Audi-Chefdesigner hinterlässt seine Spuren halt in Upper Bavaria, wie die Cadillac-Leute den für sie bestehenden Großraum München/Ingolstadt nennen.
Zum ersten Mal wird es im BLS einen Cadillac mit Turbodiesel-Motor geben. Der Vierzylinder mit 1,9 Liter Hubraum leistet 150 PS und erfüllt dank des serienmäßigen Russpartikelfilters Euro 4. Darüber hinaus werden für den Fronttriebler drei Benzin-Turbomotoren angeboten. Das Zwei-Liter-Aggregat gibt es mit 175 und 210 PS, zudem steht ein 2,8-Liter-V6-Motor mit 255 PS zur Verfügung. Der Selbstzünder machte auf uns bei ersten Testfahrten im Raum Oberbayern einen recht agilen Eindruck, wirkte kraftvoll und kam mit viel Drehmoment daher. Sollte das Haus Cadillac wirklich mit dem Ami-Vectra BLS den angestrebten Erfolg haben, dann dürfte der Dieselmotor wohl seinen Anteil daran haben.
Die Preisliste beginnt bei 27.590 Euro, im Handel steht das Auto seit dem zweiten April-Wochenende.
Text: Jürgen C. Braun