Und noch ein SUV, aber was für einer: Nach M-Klasse, X5, Cayenne und anderen edlen Transvestiten zwischen Asphalt und Geröll nun der Q7: Ein Fahrzeug aus dem Hause Audi, um das lange genug ein strategisches Geheimnis gemacht wurde. Jetzt betritt der Neue mit einem Donnerschlag die Szene. Das ist mehr Auto, mehr Technik, mehr Raum, mehr Kraft, ja einfach mehr Audi.
Es ist die Zeit der Ringe: Fünf zwischen Turin, San Sicario und Sestriere, einige unter den Augen nach durchtanzten Karnevalsnächten und vier aus Ingolstadt: Platziert hinter einem überdimensionalen Single-Frame-Grill, der den Kreuzrittern des frühen Mittelalters als Schutz-Schild für ganze Heerscharen ausgereicht hätte. Doch dieses Riesenteil adelt dieses Straßenmonstrum. Mit einer Länge von 5,09 Metern, einer Breite von 1,98 Metern und einer Höhe von 1,74 Metern setzt er neue Maßstäbe bei den so genannten SUV's.
Warum das so ist, ist leicht zu erklären. Vom erwarteten Jahresabsatz von etwa 60.000 Einheiten wollen die Ingolstädter allein 50 Prozent in den USA absetzen, dem wichtigsten Einzelmarkt. Und dort sind die Größenverhältnisse eben ein bisschen zurecht gerückt. In Deutschland soll es immerhin noch ein Fünftel dessen sein, und die Werbemaschinerie im Vorfeld hat wohl gute Dienste geleistet. Vor der Markteinführung am 10. März sind bereits mehr als 11.000 Einheiten dunkel bestellt worden.
2,2 Tonnen bringt der Koloss auf die Waage, doch die Proportionen sind stimmig, eine leicht abfallende Dachkante schmälert den wuchtigen Eindruck etwas, gibt sich optisch etwas versöhnlich. Und auch im Innenraum hat Audi in punkto Materialien und Verarbeitung mal wieder Maßstäbe gesetzt. Das Auto ist ein Verwandlungskünstler, so eine Art Chamäleon auf Rädern. Erhältlich als Fünf-, Sechs- und Siebensitzer. Dank der verschiebbaren Rückbank, kann man auch in der zweiten Reihe komfortable Platz nehmen, die Sitzgelegenheit vor dem Gepäckabteil in Reihe drei sollten allerdings den Fahrgästen vorbehalten bleiben, die auch Audi dafür angibt: Kinder.
Platz für Gepäck bietet der Q7 mehr als ausreichend. Beim Fünfsitzer beinhaltet das Ladevolumen 775 Liter, beim Siebensitzer sind es immerhin noch 330 Liter – Legt man die beiden hinteren Sitzreihen komplett zu einer ebenen Fläche um, dann entsteht ein ausladender Gepäck-Parkplatz von 2.035 Liter. Die Heckklappe schließt nicht nur elektrisch, die Ladekante lässt auf Knopfdruck zwecks komfortablerer Bestückung des Laderaums um 71 Millimeter auf d 765 Millimeter absenken.
Zur Markteinführung wird es den Q7 mit einem 233 PS starken Dreiliter-V6-TDI (48.900 Euro) und einem 4,2 Liter V8 mit 350 PS (64.900) Euro geben. Nachgelegt werden soll bei der Motorenausstattung im Lauf des Jahres noch mit einem 3,6 Liter V6 mit 280 PS. Da der Dieselantrieb aber gerade in diesem Segment immer dominanter wird, soll noch ein Achtzylinder-TDI hinzukommen.
Audi hat bei seinem neuen Prachtstück wieder einmal seine technische Innovationsfreudigkeit an den Tag gelegt. Das durften wir auch bei unseren ersten Erfahrungen auf bayerischen Landstraßen und Autobahnen, sowie auf vereister Piste auf dem ehemaligen Rallye-Heiligtum mit dem Spitznamen Ohio (Oberhinkofen bei Regensburg) erfahren. Dank des Allradantriebs mit einer Kraftverteilung von 40:60, eines glänzenden Fahrwerks, (aus dem VW Touareg) der optionalen Luftfederung und der Geschwindigkeitsabhängigen Servicelenkung lässt sich der Koloss auf der Piste wie ein Sportwagen und abseits befestigter Pfade wie ein kerniger Offroader fahren.
Neu sind auch die automatische Abstandsregelung (Adaptive Cruise Control) und der Spurwechsel-Assistent (Side Assist). Mit Hilfe einer Radartechnik in den Heckstoßfängern bemerkt diese sich nähernde Fahrzeuge und zeigt dies in einer leuchtenden LED-Anzeige in Seitenspiegel an.
Audi ist zwar ein Spätstarter auf diesem Gebiet, hat aber mit dem Q7 ein Fahrzeug auf die Beine gestellt, das dem Hersteller und dessen Slogan Vorsprung durch Technik in jeder Hinsicht alle Ehre macht.
Text: Jürgen C. Braun