Fortsetzung von gestern
Überhaupt: Kosten waren ein großes Thema 2005. Zum einen die für Treibstoff. Diese stiegen ins Unerschwingliche und das, obwohl der Zenit der weltweiten Öl-Förderung gerade erst erreicht ist, von ernsthafter Knappheit des teuren Stoffs also noch keine Rede sein konnte. Die Spekulanten an den Märkten hatten ihre Finger drin und schon schoss der Preis nach oben. Die Börse beziehungsweise der Wunsch der Anleger nach Profitmaximierung sorgt auch in der Autoproduktion für lange Gesichter. Es gibt zu viele Werke und zu viele Mitarbeiter lautet vielerorts der Hilferuf der Manager, die vorher ebendiese Werke aufgebaut haben und die Zukunft allzu rosig planten, damit eben die Börse positiv reagierte. Jetzt will man lieber neue Werke in billigeren Ländern, damit der Aktienkurs steigt. So geschehen gerade beim Reifenhersteller Conti, wo ein profitables Werk dicht gemacht werden soll, weil die Profite anderswo noch höher sein könnten. Von Profiten kann bei GM gar nicht die Rede sein. Der noch größte Autobauer der Welt schlingert von einer Krise in die nächste. Neben riesigen Pensionslasten drückt auch die Insolvenz des konzerneigenen Zulieferers Delphi aufs finanzielle Gemüt.
Apropos Druck. Von dem hatte Jürgen Schrempp im Sommer genug und verkündete für die Öffentlichkeit überraschend seinen Rücktritt als Konzernlenker von DaimlerChrysler. Ihm folgte sogleich der noch gar nicht lange amtierende Mercedes-Chef Cordes nach. Beide betrachten jetzt von außen, wie Herr Zetsche den Laden wieder aufpäppelt. Nur von draußen gucken wollte Porsche-Chef Wiedeking bei VW nicht und kaufte kurzerhand ein Fünftel des VW-Konzerns auf. Schließlich betrachtete Porsche VW schon immer als Zulieferer und die werden ja gerne mal übernommen. Die Autowelt war baff. Erstmals schluckte ein kleiner einen großen.
Apropos schlucken: Nicht im Preis enthalten war der besondere Service, den VW ausgewählten Betriebsräten und manchen Vorständen gönnte. Die liebevollen Dienste wohlfeiler Damen, gerne aus Brasilien, brachten den Konzern gleich auf die vordersten Seiten etlicher Klatschblätter und auch etlichen Herren den Ruf der Käuflichkeit. Dass auch Autos käuflich sind, haben 2005 in Deutschland wieder mehr Menschen bemerkt als in den Vorjahren. Jedenfalls stieg der Absatz endlich wieder an. Die alten Kisten mussten einfach mal weg und das Angebot der Händler nebst zugehöriger Rabatte war mitunter ähnlich verlockend wie die Schönheiten Brasiliens.
Text: Günter Weigel