Test-Tour: Seat Leon Abt 2.0 TDI

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Im Volkswagenkonzern gehört Seat mittlerweile zur Audi-Fraktion und steht dort für die sportlichen Produkte, soll vor allen Dingen bei Marken wie beispielsweise Alfa Romeo räubern. Wenn dann noch – wie in diesem Falle – Tunerspezialist Abt Sportsline mit eingreift, dann kommt alles andere als automobiler Alltag dabei heraus. Wir fuhren den neuen Seat Leon Abt 2.0 TDI.

Dieselmotoren haben das Nagler- und Rußwolkenimage früherer Jahre längst abgelegt. Mittlerweile stehen die selbst zündenden Direkteinspritzer Ottomotoren in Leistung, Drehmoment und Fahrspaß kaum noch nach und sind doch in vielen Fällen sogar noch eine rollende Sparbüchse. Der neue Leon, den die spanische VW-Tochter via Fernsehspot (hinterlässt Spuren) als Kraftpaket im perfekten Blechkleid preist, war auch dem Besitzer der drei Buchstaben, die aus der Deutschen Tourenwagenmasters (DTM) ein Begriff sind, eine Aufrüstung wert.

Die Leistung des aufgeblasenen Zweiliter-Turbodiesels wurde dank veränderten Motormanagements von 140 auf 168 PS gesteigert, gleichzeitig legt der Diesel im Drehmoment um 50 auf 370 Newtonmeter zu. Das ergibt satten Schub über das gesamte Drehmomentband hinweg und beschleunigt den Spuren-Hinterlasser auf eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Der getunte Leon verfügt über ein sportliches, aber nicht kompromissloses Fahrwerk, weist die typischen leichten Untersteuerungstendenzen auf, ohne sich aber bockig zu gebärden. Der Spaß, den man auf der Straße mit dem Auto hat, verschwindet auch an der Zapfsäule nicht. Im 14tägigen Testzeitraum kamen wir mit selbst errechneten 6,6 Litern Dieselkraftstoff für 100 Kilometer aus.

Die Sonderedition unseres Testwagens macht nicht nur durch die muskulöse, kompakte und bullige Erscheinung auf sich aufmerksam, sondern beinhaltet unter anderem noch ein Navigationssystem, Bi-Xenon-Scheinwerfer und einen Sechsfach-CD-Wechsler. Mit all diesen Annehmlichkeiten kommt der aufgemotzte, aber dennoch nicht aufdringlich wirkende Leon auf 28.505 Euro. Wem das alles zuviel ist, und wem die 140 PS des normalen Zweiliter-Aggregats reichen, der kann den neuen Kompaktwagen auch schon für 19.190 Euro ordern.

Technisch basiert der neue Seat Leon auf dem Golf V. Das Euro-4-Aggregat arbeitet nach dem bei Volkswagen für die kleineren Dieselmotoren bevorzugten Pumpe-Düse-Prinzip. Das Nutzen der Synergie-Effekte im Konzern macht Sinn. Dennoch hat der neue Leon mit dem 1999 eingeführten Vorgänger nicht mehr viel gemein. Mit 4,32 Metern ist er etwa 13 Zentimeter länger geworden, auch in Höhe und Breite sind ein paar Zentimeter dazu gekommen. Beim Außendesign hat Blechkleid-Schneider Walter da Silva seine Spuren hinterlassen, die er auch schon bei Alfa Romeo an den Tag legte. Etwa bei den hoch oben in den hinteren Türen integrierten Öffnungsmulden des Fünftürers.

Sportliche Sitze mit sehr guter Seitenführung und genügend Beinauflage passen zum Image des getunten Leon. Die Instrumente sind ergonomisch sinnvoll angeordnet, nicht puppig und weisen auf die Konzern-Herkunft hin. Seine Alltagstauglichkeit hat der Diesel-Supersportler nicht verloren. Es gibt genügend Ablagen, viel Bein- und Kopffreiheit im Fondbereich, einen großen und leicht zugänglichen Kofferraum-Bereich. Dies alles, obwohl man dem Auto einen leichten Hang zur Coupé-Erscheinung nicht absprechen kann. Leider macht man sich aber immer noch die Finger ziemlich schmutzig, wenn man unter den vom Seat-Logo geprägten Griff für den Kofferraum fasst.

Die Sicherheitsausstattung des Leon ist vorbildlich. Zum ersten Mal werden in einem Seat auch Seitenairbags hinten angeboten. Darüber hinaus gehören zwei Frontairbags, zwei Seitenairbags vorne und zwei Kopfairbags zur Serienausstattung. Alle fünf Sitzplätze haben Dreipunkt-Sicherheitsgurte mit Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern. Die Zusammenarbeit zwischen dem Hersteller und dem renommierten Tuning-Spezialisten soll sich in Zukunft nicht nur auf den Leon beschränken. Weitere Sonder-Editionen sind angesagt.

Text: Jürgen C. Braun

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