Buchtipp der Woche

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Manfred Spitzer: Nervensachen. Geschichten vom Gehirn. Suhrkamp Verlag; 12 Euro.

Faszinierend: Lästige, weil steingefüllte Gallenblasen werden heutzutage endoskopisch entfernt. Eine kaum punktgroße Narbe bleibt. Eine beginnende Lungenentzündung wird durch Röntgenstrahlen aufgedeckt, und was die Röntgenstrahlen in den Atemwegen nicht sichtbar machen, schafft die Computertomographie. Bei der Hirnforschung allerdings herrscht noch viel mehr Rätselraten als in anderen Forschungsgebieten der Humanmedizin. Auch Computertomographie hin, Kernspin her: Was hinter der Stirn vor sich geht, ist auch im High-Tech-Zeitalter noch nicht ganz so klar. Weswegen nicht selten nur der psychosomatisch arbeitende Arzt einem Leiden auf die Spur kommt – wenn es psychisch begründet ist, was keineswegs eingebildet heißen muss.

Die Geschichten vom Gehirn – das sind deshalb oft genug Geschichten von ungelösten Rätseln. Zum Beispiel: Warum ist der eine ein regelrechter Schokoholiker, während die kakaohaltige Süßigkeit einen anderen kaum in ihren Bann ziehen kann? Autor Manfred Spitzer, selbst Psychiater mit viel Berufserfahrung, berichtet von einer Studie zum Thema. Das Ergebnis war enttäuschend – denn es gab gar keines. Die Frage blieb schlichtweg ungeklärt.

Zu den gelösten Rätseln – wobei sich die Konsequenz aus der Lösung gesellschaftlich noch nicht völlig durchgesetzt hat – gehört die medizinische Entschlüsselung der Legasthenie. Die ist neurobiologisch erklärbar, vergröbert gesagt, ein rein mechanisches Problem, das mit Dummheit in irgendeiner Form rein gar nichts gemeinsam hat.

Anekdotisch, kurz und kurzweilig bereitet Spitzer eine große Bandbreite von dem ab, was sich unter maßgeblicher Beteiligung des Gehirns bzw. im Gehirn abspielt. Dazu gehören z. B. die Probleme des Wissens- und Fertigkeits-Erwerbs (Kann man etwas ganz wörtlich im Schlaf lernen??), Fragen der Vererbung, Fragen des Erlernens (nicht zu verwechseln mit Vererbung) und viele mehr.

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