Der Cayman ernährt sich unter anderem von Insekten und ist für sein aggressives Verhalten und seine Schnelligkeit berüchtigt. Das südamerikanische Krokodil dürfte allerdings in der Beschleunigung und der möglichen Endgeschwindigkeit dem deutschen Cayman deutlich unterlegen sein. Der Porsche Cayman S nimmt die Fliegen über die Windschutzscheibe und gerne auch am Seitenfenster zu sich, ernährt sich aber sonst lieber von Superbenzin. Das handliche Krokodil für die Straße, ein Sportler mit eingebautem Spaßfaktor, ist der neueste Coup der Stuttgarter Sportwagenschmiede. Auf Basis des Boxster entstand ein Mittelmotorcoupé, das die Leistungslücke zwischen den kleinen Roadster und dem Klassiker 911 schließen soll. Tatsächlich ist der Cayman S eine Art Zwitter zwischen den Porsche Sportwagen. Die Schnauze stammt vom Boxster, wurde aber leicht modifiziert. Nämliches gilt auch für den Innenraum. Das Heck ist neu und verschafft dem Wagen einen ganz eigenen Charakter. Ein bisschen Porsche 904 Rennwagen, eine Prise Ferrari Dino und auch ein Schuss 911. Direkt vom 911 stammt der Zylinderkopf. Der Hubraum des Boxermotors, der gut versteckt vor der Hinterachse seine Dienste verrichtet, liegt genau zwischen Boxster und 911. Bohrung vom Elfer, Hub vom Boxster. Heraus kommen 295 PS, genug, um schneller zu sein als der kleine Bruder, aber zu wenig um ganz an den Elfer heran zu kommen. Allerdings werden nur Spezialisten wie Porsche Ikone Walter Röhrl es schaffen, die Unterschiede zwischen Cayman S und 911 S tatsächlich gänzlich auszuloten. Auf der Nordschleife des Nürburgrings liegen knappe zehn Sekunden zwischen beiden – das spielt im Alltag keine Rolle. Vor allem auf kurvigen Landstraßen entpuppt sich der Cayman S als der handlichste Porsche. Sein geringes Gewicht von nur 1340 Kilogramm gepaart mit der optimalen Motorlage und der direkten Lenkung macht ihn zum Kurvenstar. Die früher bei Mittelmotorsportwagen vorhandene Tücke ist ihm fremd. Man kann ihn mit beherztem Gasfuß zum Driften bringen, und auch einen kleinen Heckschwenk provozieren indem man in der Kurve das Gaspedal lupft, aber jede Heckbewegung lässt sich spielerisch einfangen. Im Ernstfall hilft das PSM genannte Stabilitätsprogramm dem Cayman S wieder in die Spur. Der Mittelmotor macht diese kleinen Spaßeinlagen eine Spur direkter als der 911 mit dem Heckmotor. Die puren Leistungsdaten lesen sich ebenfalls nicht schlecht. 275 km/h Spitze, 5,4 Sekunden von Null auf Hundert – wir haben es hier mit einem reinrassigen Sportler zu tun. Ein Sportler allerdings, der es auch gelassen mag, weil das Drehmoment von 340 Newtonmetern üppig ist und über einen weiten Drehzahlbereich zur Verfügung steht. Der Gesamtverbrauch liegt theoretisch bei 10,4 Litern, mit Spaßzuschlag etwas mehr. Trotz 18 Zoll-Bereifung bleibt der Cayman S leidlich komfortabel und damit reisetauglich. Apropos Reise: vorne passen zwei Trollis ins Gepäckfach, hinten ebenfalls- und ein Beauty-Case für die Schöne auf dem Beifahrersitz findet auch noch Raum. Für den Cayman S verlangt Porsche fast schon bescheidene 58.269 _. Natürlich wird es mehr, wenn man die Zubehörliste emsig liest. Für einen Sportler dieser Kategorie geht der Preis allemal in Ordnung. Im kommenden Jahr wird es eine schwächere Variante geben.
(Text: Günter Weigel)