Erste Erfahrungen: Mercedes S-Klasse 2005

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Bescheiden muss Mercedes nicht auftreten, wenn es um die Vorstellung der neuen S-Klasse geht. Schließlich war der Vorgänger mit über 500.000 verkauften Fahrzeugen die erfolgreichste Luxuslimousine der vergangenen Jahre und wurde ein ums andere Mal zum besten Auto der Welt gekürt. Nicht weniger erwarten Kunden und Macher auch von der neuen S-Klasse, die dieser Tage in die Salons der Händler rollt.

Mit einer Fülle neuer Technologien wie Nachtsichtradar und einen Tempomaten mit Staufunktion, mehr Leistung aus neuen Motoren und einem auch optisch kraftvollen Auftritt unterstreicht der Wagen diese Ansprüche.
Mit der dezenten Eleganz der bisherigen S-Klasse hat die neue nur mehr wenig gemein. Elegant ist sie, aber auch kräftig und statusbewusst. Mit einer Länge von 5,08 Metern schon in der kurzen Version zeigt sie, wer der neue König der Autobahn ist. Die Langversion, für viele die einzig wahre Art, S-Klasse zu fahren, bringt es gar auf 5,21 Meter Länge. Das schafft Platz für einen Radstand von 3,20 Metern und ein wirklich üppiges Raumangebot. Mercedes verspricht Erste-Klasse-Komfort auf allen Plätzen und nimmt den Mund dabei nicht zu voll.

Der Beinraum im Fond der langen S-Klasse reicht aus, um die Beine übereinander zu schlagen. Man sitzt auf allen Plätzen gleichermaßen gut. Ordert man die aufpreispflichtigen Multikomfortsitze bietet sich eine bislang nicht gekannte Variantenvielfalt beim individuellen Anpassen des Gestühls. Sitzhärte, Lehnen weite, Sitzfläche und gleich fünf verschiedene Massageprogramme sorgen für eine entspannte Rückenmuskulatur und entsprechende Langstreckentauglichkeit. Mehr Platz für die Passagiere also und gleich 80 Liter mehr Platz für Gepäck sprechen schon mal für den Raumkomfort des Benz-Flaggschiffes. Das Interieur ist durchgängig edel. Das Design nimmt Elemente des 7er BMW auf, wie die Schaltung per Lenkstockhebel, den zentralen Poti für das Commandsystem oder das große Display. Allerdings wirkt es hier stimmiger und einfacher zu bedienen. Die Reisequalitäten der S-Klasse werden von einem besonders leisen Innenraum unterstützt. Bei Tempo 120 ist das Wechseln der CDs im Audiosystem mit Abstand das lauteste Geräusch an Bord. Auch bei höheren Tempi steigt der Lärmpegel nur geringfügig an. Vom neuen Achtzylinder mit 5,5 Litern Hubraum ist nur wenig zu vernehmen. Er meldet sich eigentlich nur bei Vollgas zu Wort. Dann stehen immerhin 388 PS an, die durch allerlei Elektronik gefiltert, über die Hinterräder auf die Straße gebracht werden. Reichlich 530 Newtonmeter maximales Drehmoment liefert der V8 und sorgt so für souveräne Fahrleistungen. Der zwei Tonnen schwere Wagen wird zwar nicht zum Sportler, doch meistert er auch Alpenpässe ohne Murren und vor allem ohne die Insassen mit zuviel Wankelmut zu belasten. Aktiv Body Control, kurz ABC, nennt Mercedes das Programm, das die lästige Seitenneigung der Karosse in Kurven unterbindet und so das Wohlgefühl der Passagiere erhöht. Serienmäßig ist sie allerdings nur im Top-Modell, dem S 600.

Der neue Zwölfzylinder toppt die übrigen Motoren mit 517 PS und 830 Nm. Soviel Kraft braucht man natürlich nicht, aber es ist schön zu wissen, dass zum Überholen auch kleine Strecken immer ausreichen. Den Einstieg in die S-Klasse-Motorenwelt markiert der S 350 mit 272 PS. Die Höchstgeschwindigkeit ist immer auf 250 km/h limitiert. Die Verbräuche differieren, bleiben aber bei den großen Motoren im Rahmen. Man kann den V8 mit einer 10 vor dem Komma bewegen, was im Verhältnis zur schieren Masse Auto in Ordnung geht. Günstiger fährt der Diesel S 320 CDI ab kommenden Frühjahr. Auch ein Hybrid ist in Planung, kommt aber nicht vor 2007. Selbstverständlich hat die S-Klasse in Sachen Sicherheitstechnik alles an Bord, was machbar ist bis hin zu neuen Pre Crash-Sensoren, die bei erkannter Gefahr schon mal vorsorglich bremsen.

Das Ganze hat natürlich seinen Preis. Für 95.236 Euro liefert Mercedes den S500 mit langem Radstand. Klimaanlage und elektrische Ledersitze sowie ein Audiosystem sind natürlich an Bord. Die technologischen Innovationen wie Nachtsichtradar oder das neue BiXenon Kurvenlicht muss man hingegen extra ordern. Es ist schon erstaunlich, was alles in der Preisliste steht und in unserem Testwagen unauffällig, und zugegeben, höchst angenehm wirkend verbaut war. Zum Grundpreis gesellten sich Nettigkeiten für rund 40.000 Euro. Beim S 600 ist es übrigens nicht viel weniger, wenn alles Gute auch bestellt wird. Das Einstiegsmodell, der S 350 kostet 70.760 Euro und damit rund die Hälfte des S 600. Allerdings muss der Eigner hier auf serienmäßiges Leder verzichten. Die Preisgestaltung hat am bisherigen Erfolg der S-Klasse nichts geändert und dürfte auch diesmal keine ernst hafte Rolle spielen.

Text: Günter Weigel

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