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Jovanka von Willsdorf/Chrish Klose: Gequälte Brötchen. Ein Küchenzauberbuch.
Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag; 19,90 Euro.

Was isst man, wenn der Aufenthalt zu Hause mehr einem Boxenstopp gleicht denn einem Heimkommen – weil die nächsten Termine schon drängeln? Jovanka von Willsdorf ist ständig in dieser Situation. Auf gutes Essen verzichten will die Frontfrau der Berliner Band Quarks trotzdem nicht. Weswegen sie in der Küche eher zaubert als umfänglich kocht und eine Vorratshaltung betreiben muss, die mit wenigen, aber lange haltbaren Lebensmitteln auskommt. Wer glaubt, dass bei der Vorgehensweise das kulinarische Erlebnis permanent auf der Strecke bleiben muss, sieht sich gründlich getäuscht: Tiefkühlware, gute Konserven und ein mit Liebe zusammengestelltes Gewürzregal machen die Speisekammer zur Schatztruhe. Fehlen bloß noch die Tricks dazu. Jovanka verrät sie, zum Beispiel diese: Himbeeren mit simplem Zucker gekocht, ergeben eine traumhafte Fruchtsauce. Schlichter Parmesan verwandelt sich, entsprechend zurechtgeschnitten und der Ofenhitze ausgesetzt, in eine leckere Knabberei. Wenn man dann noch gelegentlich frische Waren einkauft, kann es noch luxuriöser zugehen: Nudelsalat mit frischen Tomaten bringt Vitamine und weckt die Lebensgeister. Auf getoastetes Brot gelegt und mit Kräutern bestreut, ergeben Tomaten eine pikante Version der bekannten armen Ritter, die so eigentlich reiche Ritter heißen müssten.

Schön und gut, aber wo nicht viel Zeit ist, passieren auch Missgeschicke. Da verkochen die Nudeln, weil man während der Kochzeit noch etwas Dringendes erledigen will, da ärgern sich Bananen schwarz, weil sie im Kühlschrank vergessen wurden, da verfallen Gemüsereste ins Beleidigtsein, weil ihnen die Aufmerksamkeit verwehrt blieb. Auch in den Fällen geht noch was, wie Jovanka weiß: Schwarze Bananen werden zu einem feinen Rührkuchen, weiche Nudeln zu einem Leckerli vom Backblech, und Gemüsereste sind nicht mehr zickig, wenn man sie mit pikanten Gewürzen tröstet und obendrein noch eine leckere Verpackung aus Blätterteig stiftet. Richtig heiß gebacken, wird eine komplette Mahlzeit daraus.

Und dann ist da noch Jovankas charmante Warenkunde: Großmutters Natron hat sie wiederentdeckt, zum Beispiel als Beschleuniger beim Kochen von Hülsenfrüchten. Das hierzulande immer noch nicht allzu bekannte Maismehl entdeckt sie als Tausendsassa für allerlei, und wenn bestimmte Grundnahrungsmittel fehlen, hat sie eine Ausweichlösung parat.

Chrish Klose hat pfiffige Illustrationen beigesteuert, und so ist das Küchenzauberbuch eines, das nicht nur für so ziemlich jede brenzlige Küchensitaution einen Ausweg und einen augenzwinkernden Trost parat hat, sondern seine Benutzerinnen und Benutzer zweifellos verzaubert.

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