Buchtipp der Woche

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Mark Spörrle: Ist der Herd wirklich aus? Rowohlt Verlag (rororo); 7,90 Euro.

Gläserne Fahrstühle in den hochmodernen Einkaufszentren sind doch etwas wirklich Schönes – vorausgesetzt, sie entsprechen den Sicherheitsvorschriften! Die Menschen, die Pflanzen, die Läden im Foyer werden kleiner und kleiner, während der Fahrstuhl einen in höhere Gefilde trägt … aber hat eigentlich jemand an jene gedacht, denen solche Wunderwerke schlichtweg Angst oder Unwohlsein bereiten?Nein, muss Mark Spörrle feststellen. Überhaupt ist ihm unsere schöne, moderne, schnelle Welt suspekt. Weswegen er auch deren ganz alltäglichen Wahnsinn in satirische Geschichten packt. So berichtet er von seinem zerstreuten Zeitgenossen, der immer wieder seine Nachbarn um Hilfe bittet: Sie sollen sich vergewissern, dass er den Herd nach Bereiten einer Mahlzeit wirklich ausgeschaltet hat. Den eigenen Augen traut er nicht, die Angst vor einer Katastrophe ist groß. Doch statt von dem Tick geheilt zu werden, steckt der Zerstreute andere an.

Oder die Sache mit dem Kauf einer langen Unterhose: Was eigentlich höchst profan klingt und in Minutenfrist erledigt sein sollte, wird zur Schnäppchenjagd wider Willen. Niemand im Kaufhaus nimmt dem Kaufinteressenten die Absicht ab, eine Ware zum ganz regulären Preis erwerben zu wollen, ohne dabei nach Preisnachlass oder wenigstens einer kostenlosen Zugabe (z. B. Unterhose kaufen, 1 Pack Socken gratis dazu) zu gieren. Spörrles Fazit: Die deutsche Wirtschaft ist nicht zu retten. Ich habe es versucht.

Nun sind Spörrles Stories unverkennbar satirisch. Und weil er die Satire beherrscht, sind die Stories auch vergnüglich. Und doch trifft man beim Lesen – Satire hin, Lachen her – immer wieder auf diesen wahren Kern, so dass man unwillkürlich denkt: Genau so ist es. Ganz genau so!

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