CD-Tipp der Woche

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Westernhagen: Nahaufnahme. (WEA)

Du liegst auf mir kalt wie Schnee, du mit deinem Loch im Negligee. Hoppla, das klingt ja – sehr erfrischend nach Westernhagens Durchbruch-Album. Bloß hieß das damals Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz und ist schon vor 26 Jahren erschienen. Im weiteren Verlauf entpuppt sich der Song Gejammer, der gut und gern von einer irischen Kneipe inspiriert sein könnte, dann als Abgesang auf eine Liebesbeziehung, die doch einmal wunderschön angefangen hat, resigniert, stellenweise ganz sanft und keineswegs frei von Selbstkritik. Also doch nicht mehr ganz Mit Pfefferminz, und das ist auch gut so. Denn Marius Müller-Westernhagen, wie er mit vollem Namen heißt, ist inzwischen 56, seit 16 Jahren glücklich verheirateter Familienvater. Der will nicht mehr, wie damals sein alter ego Theo, gegen den Rest der Welt. Das liefe ohnehin auf eine Selbstparodie hinaus.

Westernhagen geißelt Ignoranz, freut sich darüber, mit sich selbst völlig Eins zu sein, und dass man in Georgie Anklänge heftigen Spotts auf einen weltmächtigen Politiker findet, kann ja auch Interpretationsfreiheit des Hörers sein. Fakt ist, Westernhagen knöpft sich ganz verschiedenene Themen vor und macht daraus einen Song. Dass die ganz persönlichen Themen – Beziehungen und Gefühle – überwiegen, passt, denn Marius gegen den Rest der Welt war ja gestern.

Heute steht ihm ein Album wie Nahaufnahme mit überwiegend sanften Titeln gut zu Gesicht. Gejammer und Eins haben das Zeug zum Evergreen. Dass man bei manchen Texten – etwa über Onkel Hermann, der sich mit Gott vergleicht – ins Rätseln kommt, ist nicht weiter schlimm. Das war bei Westernhagen schon immer so. Die Nahaufnahme gibt es demnächst auch live: Im Herbst 2004 geht der Sänger auf Tour.

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